Naturfotografie mit dem Plena

Rachel BigsbyNatur und Tiere06 Juni 20257 Minuten Lesezeit
Nikon magazine - Using Plena for wildlife

Hier erfahrt ihr, wie Rachel Bigsby mit einem Porträtobjektiv eine ruhige Begegnung im Wald in einen der magischsten Momente der BBC-Serie „Wild Isles“ verwandelt hat

„Dachse fotografieren ist wie Geister jagen“, sagt die Naturfotografin, Filmerin, Moderatorin und Nikon Creator Rachel Bigsby, die jahrelang einen Dachsclan in einem Wald in Sussex beobachtete und sich durch stille Beharrlichkeit ihr Vertrauen erarbeitet hat. Ihr langjähriger Traum, die Dachse in der kurzen Saison der Glockenblumen zu fotografieren, ging endlich in Erfüllung – für die BBC-Serie Wild Isles. Dabei verwendete sie ein ganz ungewöhnliches Objektiv: das NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena. „Es hat wirklich einwandfrei funktioniert. Es hat bei wenig Licht hervorragende Ergebnisse geliefert. Besonders beeindruckt hat mich aber, wie gut es den Wald wiedergegeben hat. Das Bokeh wirkt ganz natürlich und hautnah. Es war nicht nur weich, es war nahezu romantisch. Die Glockenblumen wirken wie in einem Aquarell. Das Licht tanzte wie ein leises Flüstern im Kreis. Der Dachs wurde Teil eines Gemäldes und nicht nur das Motiv eines Fotos. Es hat die Bilder von einer reinen Dokumentation in visuelle Poesie verwandelt. Der Dachs wirkt wie ein mythisches Wesen in einem flüchtigen, wunderschönen Moment zwischen Dämmerung und Dunkelheit.“

Nikon magazine - Using Plena for wildlife

Z9 + NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena, 135mm, f/1.8, 1/2500 s, ISO 4000, ©Rachel Bigsby

Das Leben aus einer neuen Perspektive

Die Entscheidung, das Plena, das meist für Porträtfotografie eingesetzt wird, mit der Z9 zu kombinieren, entstand sowohl aus der Notwendigkeit als auch aus Neugierde. „Die Lichtstärke von 1:1.8 war die Lösung für die Herausforderung bei wenig Licht, der ich im Dachsbau gegenüberstand. Das wunderschöne Bokeh eröffnete zudem neue kreative Möglichkeiten beim Fotografieren“, erklärt sie. „Ich habe viel zu lange geglaubt, dass der Gipfel der Tierfotografie ein nahes Porträt, eine Nahaufnahme, ein direkter Blick ist. Das hat sich mit dem Plena geändert. Es hat mir wieder gezeigt, das Tier in seiner Welt zu sehen. Und nicht getrennt von ihr. Mit diesem Objektiv wurde mein Storytelling vielschichtiger. Die Tiere und ihr Lebensraum wurden harmonisch miteinander verwoben.“

Das Plena hat nicht nur Rachels Bilder verändert, die schon auf großen Plattformen wie National Geographic, New Scientist BBCSpringwatch, Countryfile, WWF und RSPB zu sehen waren. Es hat auch Rachels Art zu fotografieren verändert. „Weit entfernte Motive nicht erreichen zu können, empfand ich zunächst als Einschränkung. Aber dann habe ich gemerkt, dass es ein Geschenk ist“, erklärt sie. „Das hat mich zum Umdenken gebracht. Mich zu bewegen. Neue Perspektiven zu entdecken. Ich habe nicht mehr nur das Verhalten dokumentiert. Ich habe Geschichten geschrieben. Es war befreiend, aus meiner Komfortzone herauszukommen und zu einem achtsameren, bewussteren Stil zu finden.“ Es war nicht nur die Technik, die anfangs eine Herausforderung darstellte, wie Rachel verrät. Auch die Natur hatte ihre Tücken. „Die Glockenblumensaison ist atemberaubend, aber leider nur kurz“, sagt sie. „Es ist nur ein kurzer Moment, in dem die Blumen blühen und die Dachse sich regen – bevor die Dunkelheit den Wald verschluckt. Die Hürden waren hoch: wenig Licht, unvorhersehbares Timing und keine Kontrolle über Bild, Motiv oder Wetter. Aber genau darin lag der Zauber – sich der Wildnis und ihrem Rhythmus anzupassen. Ich konnte nichts anweisen oder vorgeben. Ich musste hinhören, lernen und abwarten. Und dabei zeigte der Wald etwas viel Poetischeres, als ich mir je hätte ausdenken können.“

Nachdem Rachel mehr als vier Jahre lang denselben Dachsclan beobachtet hat, ist ihre Verbindung zu ihnen weit über das Fotografieren hinausgewachsen. Sie sagt, dass diese Erfahrung nicht nur ihre technischen Fähigkeiten verbessert, sondern auch ihre gesamte Sichtweise verändert hat. „Ich habe dabei mehr als nur Geduld gelernt“, verrät sie. „Es hat mir Respekt beigebracht. Endlich ihre Geschichte zu erzählen, war ein überwältigendes Gefühl von Dankbarkeit und Verantwortung. Diese Dachse waren schon lange meine geheimnisvollen, nachtaktiven Nachbarn, deren Leben sich in den Sonnenuntergängen des Sommers und im stillen Mondlicht abspielte. Versteckt vor der Welt – aber für mich wurden sie die ganze Welt. Ihre Geschichte auf einer nationalen Bühne zu zeigen, und das sogar in einer Doku von David Attenborough, war wie endlich die Anerkennung zu bekommen, die sie schon immer verdient haben. Es war ein Moment, in dem Zeit, Hingabe und tiefe Liebe zu diesen missverstandenen Tieren zu etwas Greifbarem wurden, eine visuelle Hommage an ihre stille Widerstandskraft und alles, was sie ertragen müssen.“

Nikon magazine - Using Plena for wildlife
Nikon magazine - Using Plena for wildlife
Links/oben: Z9 + NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena,135 mm, f/1.8, 1/2500 s, ISO 4000. Rechts/unten: Z9 + NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena, 135 mm, f/1.8, 1/1250 s, ISO 4000, ©Rachel Bigsby
Vom Bösewicht zum gejagten Opfer

Während der Dachs zweifellos auf dem Vormarsch ist, wächst auch das Bewusstsein für die Tiere, die sie so liebevoll porträtiert hat – ihre eindringlichen Bilder der Waldbewohner tragen dazu bei, das Narrativ rund um eines der meistverkannten Säugetiere Großbritanniens neu zu formen. „Diese Bilder sind für mich mehr als Fotos – sie sind ein Manifest“, erklärt sie. „Sie trotzen still der jahrhundertelangen Jagd auf die Dachse. Diese Tiere werden gnadenlos zum Sündenbock gemacht, und trotzdem sieht man in diesen Bildern nur Gelassenheit. Es ist ein Bild vom Zusammenleben: ein alter Wald voller Glockenblumen, ein Dachs im Licht, alles in Frieden. Dieses Bild zeigt, wie unsere Wildnis aussehen könnte und sollte. Aber so ist es leider nicht. In den letzten zehn Jahren wurden mehr als 230.000 Dachse getötet, und trotzdem hat dieser Clan durch reinen Zufall außerhalb der Tötungszone überlebt. Ich sag nicht „glücklicherweise“, weil Dachse alles andere haben als Glück. Aber diese Fotos geben einen Einblick in ein paralleles Großbritannien, in dem die Natur blühen und atmen kann.“

Auch wenn Dachse nicht zu den beliebtesten Tieren zählen (vor allem bei Bauern, weil sie Rinder mit Tuberkulose anstecken können und Ernten zerstören), war es ein Dachs, der in Rachel als Kind die Leidenschaft für die Fotografie geweckt hat. Was als leise Faszination begann, wurde später zu einer echten Berufung. „Meine Arbeit wird komplett von der Liebe angetrieben“, sagt sie. „Ich fotografiere nur Arten, für die ich eine tiefe Verbundenheit empfinde. Diese Verbindung ist meine geheime Stärke – sie lässt mich sehen, was andere übersehen. Ich sehe, wie sich Regentropfen auf fettglänzenden Federn sammeln, den Rhythmus des Fluges, höre die Nuancen eines Rufs. Meine Begeisterung wird zu meiner Intuition, und Intuition ist in diesem Job das A und O.“

Von Dachsen zu Vögeln

Nachdem sie die Dachse fotografiert und das Plena für Tieraufnahmen entdeckt hatte, reiste Rachel in den Norden, um Seevögel auf einer abgelegenen Insel am Rande der Arktis zu fotografieren. „Hornøya ist eine Insel, wo Seevögel in Schneestürmen sitzen und die Klippen voller Leben sind“, sagt sie. „Ich habe damit Papageientaucher, Krähenscharben, Tordalken und Lummen im Schnee gefilmt. Die Tiefenschärfe war wie im Kino: Seevögel eingefangen in wirbelnden Schwärmen, während Schneeflocken sanft im Hintergrund verschwammen. Das Plena ist jetzt ein fester Teil meiner Ausrüstung. Nicht nur wegen der technischen Qualität, sondern auch, weil es meine kreative Vision bereichert.“

Nikon magazine - Using Plena for wildlife

Z9 + NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena. 135mm, f/1.8, 1/2500 s, ISO 4000, ©Rachel Bigsby

Rachels Top-Tipps für die Tierfotografie

1. Mit wenig Licht auskommen

„Bei wenig Licht setze ich auf manuellen Fokus und verwende längere Belichtungszeiten, wenn das Motiv still steht, oder manchmal auch ein Stativ. Ich halte meine ISO-Empfindlichkeit flexibel und vertraue auf die beeindruckende Leistung des Z-Systems, was das Rauschen angeht. Aber vor allem vertraue ich dem Objektiv.“

2. Mit einer Festbrennweite bleibt ihr in Bewegung

„Traut euch. Festbrennweiten fordern eure Kreativität heraus, denn ihr müsst überlegen, euch bewegen, um den Ausschnitt zu wählen. Nehmt die Einschränkungen an – sie sind eigentlich eine Einladung. Vergesst den Zwang zur Nähe und begeistert euch stattdessen fürs Storytelling. Wildtiere sind mehr als scharfe Augen und glänzende Federn. Es geht um den Raum, das Licht, die Story drum herum.“

3. Geht raus in die Natur

„Fangt einfach an. Mit einer spiegellosen Kamera und einem Teleobjektiv mit mittlerer Brennweite (z. B. 70 bis 180 mm oder DX 50 bis 250 mm) kann man echt tolle Sachen machen. Konzentriert euch darauf, Licht, Verhalten und Komposition zu verstehen, bevor ihr euch nach Ausrüstung umschaut. Für Einsteiger:innen ist die Zeit vor Ort wertvoller als das teuerste Objektiv.“

4. Seid ruhig. Seid leise.

„Die Tierwelt zeigt sich, wenn wir aufhören, sie kontrollieren zu wollen. Ich studiere die Windrichtung, tarne meinen Geruch und bewege mich, als gehöre ich zum Waldboden. Manchmal sitze ich einfach still da und lasse die Wildnis vergessen, dass ich da bin. Das Ziel ist nicht, nah ranzukommen, sondern unsichtbar zu werden. Ich gehe nie davon aus, dass das Tier nichts mitbekommt, weil das selten der Fall ist. Das zu behaupten, würde ihre Intelligenz und Sensibilität unterschätzen. Ich achte immer darauf, sie nicht zu stören.“

5. Verhalten verstehen

„Das Eintauchen in ihre Welt hilft beim Storytelling. Ich finde die Ethik wichtiger als die Bilder. Das heißt, man muss ihr Verhalten so gut verstehen, dass man auch die kleinsten Anzeichen von Stress erkennt. Ich achte auf natürliche Rhythmen (Füttern, Pflegen, Ausruhen) und schaue, ob meine Anwesenheit ihr Verhalten verändert. Wenn ich mit denselben Tieren arbeite, lerne ich mit der Zeit, wie tolerant sie sind. Es ist ein empfindliches Gleichgewicht, das auf Respekt basiert.”

Rachel Bigsbys Ausrüstung für dieses Fotoshooting:

Nikon Z9, NIKKOR Z 135mm f/1.8 S Plena, NIKKOR Z 400mm f/4.5 VR S, NIKKOR Z 70-200mm f/2.8 VR S, Ersatzakku für die Z9.

Benro Tortoise, säulenloses Stativ aus Carbonfaser TTOR03C + GX25 Kopf 3-teilig, Shimoda Action X V2 40L in Armeegrün, wasserdichte Überziehhose für Notfälle, Mini-Erste-Hilfe-Kit und Objektivtücher.

Teilen

Mehr Wildlife und Natur

TIPPS UND TRICKS

Ausgewählte Produkte

Mehr von Rachel Bigsby

8 Minuten Lesezeit
Image assets by Rachel Bigsby for Nikon magazine, using the NIKKOR Z 600mm f/6.3
Natur und Tiere21 Juni 2024Rachel Bigsby

So gelingen bessere Fotos von Vögeln – ein Leitfaden von Rachel Bigsby

4 Minuten Lesezeit
nikon-image
Natur und Tiere08 Juli 2024Rachel Bigsby

Wie schlägt sich die Nikon Z6III bei der Aufnahme von Vögeln im Flug?

4 Minuten Lesezeit
nikon-image
Technologie und Know-how17 Juni 2024Nikon Team

Alltagsathlet:innen kreativ fotografieren mit der Nikon Z6III

nikon-image

Für noch mehr Kreativität