Wie werde ich Unterwasser-Fotograf:in?

Alex DawsonReisen und Landschaften16 Mai 20254 Minuten Lesezeit
Nikon magazine - How to become an underwater photographer

Alex Dawson ist ein erfahrener Unterwasserfotograf, der in seiner Karriere schon bis zu 110 Meter tief getaucht ist. Hier gibt er Tipps, wie ihr loslegen könnt.

„Ich wollte meinen Bekannten und meiner Familie und eigentlich der ganzen Welt zeigen, wie es ist, unter Wasser zu sein“, sagt Alex Dawson, der seit 1993 das Leben unter der Wasseroberfläche festhält. Alex hat mit einer Nikon F90x angefangen und ist kompletter Autodidakt. Seine Fähigkeiten hat er sich in der Zeit der analogen Fotografie durch jahrelanges Ausprobieren angeeignet. Der Fotograf aus Stockholm beschäftigte sich zunächst mit Meereslebewesen und wechselte 2007 zu Unterwasserwracks und -höhlen. Seit 2019 ist er als freiberuflicher Unterwasserfotograf tätig und hat sich mit seinen eindrucksvollen Unterwasserlandschaften weltweite Anerkennung und Auszeichnungen verdient – darunter den Titel „Unterwasserfotograf des Jahres 2024“.

Tipp 1: Realistische Bilder dank Umgebungslicht

„Beginnt für Unterwasseraufnahmen mit einem Weitwinkelobjektiv, zum Beispiel einem 24 mm, 16 mm oder einem Fischauge“, sagt Alex, der seine Nikon Z9 normalerweise mit einem NIKKOR AF-S Fisheye 8-15mm f/3.5-4.5E ED (mit Bajonettadapter FTZ II) im Z9-Nauticam-Gehäuse mit einer 9-Zoll-Glaskuppel kombiniert. „Das Wichtigste ist, das natürliche Licht von oben zu nutzen. Dafür braucht man lange Belichtungszeiten, eine ziemlich offene Blende und eine sehr hohe ISO-Empfindlichkeit.

Walknochen

„Dieses Bild (oben) wurde in der Nähe von Tasiilaq, Grönland, fotografiert. Das kleine Dreieck ist ein Loch im Eis, das 1 Meter dick ist. Ich war der Erste. Es war stockfinster, ich konnte nichts sehen. Dann, als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich diesen Walknochen. Es war spektakulär, sehr gruselig, aber auch sehr faszinierend. Hier habe ich die Schwimmerin Anna gebeten, langsam an dem Walknochen entlangzuschwimmen und dabei ihre Bigblue-Tauchlampe in einem Winkel von 45° zu halten, damit ich eine längere Belichtungszeit nutzen konnte, ohne dass Bewegungsunschärfen entstanden. Es war 6 Meter tief und das Wasser hatte nur 2 °C – aber genau deshalb ist die Z9 eine der leistungsstärksten Kameras: Sie hat einen riesigen Akku. Nur wenige Kameras halten unter diesen Bedingungen stundenlang durch und verwandeln sich nicht beim Auftauchen in Eiswürfel! Mit der Z9 kann ich nicht nur Fotos machen, sondern auch vier Stunden lang in 8K mit 50 Bildern pro Sekunde im RAW-Format filmen – mit nur einer Akkuladung.“

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Alex Dawson

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Links/oben: Höhle „El Pit“ auf der Halbinsel Yucatán, Mexiko. D850 + NIKKOR AF-S Fisheye 8-15mm f/3.5-4.5E ED, f/4.5, 1/25 s, ISO 1250. Rechts/unten: Hammerhaie, Socorro-Inseln in Mexiko. Z9 + NIKKOR Z 14-30mm f/4 S, 14 mm, f/5, 1/125 s, ISO 64. ©Alex Dawson
Tipp 2: Einfach anfangen und nah herangehen

„Fangt mit Dingen an, die sich in eurer Nähe befinden, wie zum Beispiel ein Anker. So versteht ihr, wie alles wirklich funktioniert“, rät Alex. „Unter Wasser stelle ich an der Kamera nicht mehr viel ein; alles, was ich brauche, sind der Auslöser, die Fokustaste, die ISO-Empfindlichkeit, die Blende und die Belichtungszeit. Das ist alles.“

Hammerhaie

Hammerhaie wurde in 40 m Tiefe vor den Socorro-Inseln in Mexiko fotografiert. Ich habe einen Rebreather verwendet, ein geschlossenes System, bei dem man immer wieder dasselbe Gas einatmet. Das ist super für solche Momente. Viele Tiere, wie zum Beispiel Hammerhaie, mögen die Blasen nicht. Das macht sie nervös. Mit dieser Ausrüstung kann ich näher rankommen, ohne sie zu stören. Es war nicht viel Zeit, vielleicht 15 Sekunden, dann waren sie weg. Ich habe einfach drauf los geknipst und mir sind zwei oder drei sehr schöne Bilder gelungen.“

Tipp 3: In RAW fotografieren, in der Nachbearbeitung austoben

„Für Unterwasserfotografie ist es äußerst wichtig, dass ihr die Bildbearbeitung beherrscht. Ich fotografiere ausschließlich im RAW-Format“, sagt Alex. „Ihr müsst wissen, wie RAW funktioniert, die Vorteile verstehen und lernen, wie ihr das Beste aus dem Format herausholen könnt, um das Beste aus dem Bild herauszuholen. Was ich in der Nachbearbeitung mache, ist von Bild zu Bild unterschiedlich, aber oft muss ich die Bilder ziemlich aufhellen. Der Weißabgleich ist das Erste, was ich mache, dann kommt die Farbkorrektur und der Kontrast. Wenn ich kann, versuche ich, Hauttöne anzupassen.“

Halbinsel YucatánHöhle

„Diese Höhle (oben) hat einen Durchmesser von 6070 m. Der Felsen unten ist ungefähr 30 Meter tief, und da oben, wo die Sonnenstrahlen reinkommen, sind es 2 Meter. Ich hatte eine kleine Stelle gefunden, wo ich mich auf den Bauch legen und die Kamera ganz ruhig halten konnte. Das war total wichtig, denn ich hatte einen ziemlich niedrigen Aufnahmewinkel, eine offene Blende und eine Verschlusszeit von 1/10 Sekunde. So konnte ich so viel Licht wie möglich reinlassen, weil ich die Taucher nicht verwackeln wollte.“

Nikon magazine - How to become an underwater photographer
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Rechts/oben: HMS Hythe, Gallipoli, Türkei. Z9 + NIKKOR AF-S Fisheye 8-15mm f/3.5-4.5E ED (mit Bajonettadapter FTZ II), 15 mm, f/4.5, 1/25 s, ISO 500. Links/unten: Militärpanzer in Aqaba, Jordanien. D850 + NIKKOR AF-S Fisheye 8-15mm f/3.5-4.5E ED, 15 mm, f/5.6, 1/80 s, ISO 64. ©Alex Dawson
Tipp 4: Zeit und Ort für künstliches Licht

Tauchscheinwerfer sind nicht nur super, um anderen Tauchern Signale zu geben – sie können auch gezielt eingesetzt werden, um eine Szene spannender zu gestalten. Wie hier beim Wrack der HMS Hythe. „Der Taucher hat eine Bigblue-Tauchlampe in der Hand“, sagt Alex. Es ist eine Hauptlichtquelle, also punktuell gerichtet – im Gegensatz zu den videotypischen, weißen Flächenlichtern. Ich arbeite nur selten mit externer Beleuchtung.“

HMS Hythe

„Der Bug der HMS Hythe in Gallipoli, Türkei, ist echt majestätisch. Das ist der am besten erhaltene Teil des ganzen Schiffs. Es liegt in 78 Metern Tiefe, also ziemlich tief. Aber man braucht nur drei oder vier Minuten, um hinunter zu kommen. Wir haben etwa 20 Minuten damit verbracht, das Wrack zu fotografieren – und dann etwa 100 Minuten gebraucht, um wieder an die Oberfläche zu kommen, um Dekompressionskrankheit zu vermeiden. Es war nicht zu dunkel – es ist ja das Mittelmeer – aber wegen der starken Strömung brauchten wir ein Radarsystem zusammen mit den Unterwasserscootern. Die Bewegung verleiht dem Bild aber eine besondere Wirkung, denn es sieht fast so aus, als würde das Schiff noch immer fahren.“

Tipp 5: Fotografieren mit dem AF-S-Fokusmodus

„Ich verwende AF-S und nutze die Kreuzpunkte in der Mitte und an den Seiten“, sagt Alex. „Er ist sehr genau. Inzwischen mache ich die Voreinstellungen in der Kamera an Land, weil ich aus Erfahrung weiß, wie ich fotografieren will. So kann ich mich Unterwasser zu 100 % auf die Bildkomposition, Regieanweisungen an die Models oder die Lichteinstellung konzentrieren. Darauf kommt es an.“

Militärpanzer

Das Unterwasser-Militärmuseum in Aqaba, Jordanien, ist 20 Meter tief und voller verlassener Hubschrauber, Artilleriegeschütze, Panzer, Sanitätsfahrzeuge und Jeeps, die in einer Kolonne auf einer Sandbank stehen. Ursprünglich gab es hier keine große Unterwasserwelt, aber mit der Zeit hat sich ein Lebensraum entwickelt. Zuerst habe ich Fahrzeuge von der anderen Seite aus fotografiert, aber kurz bevor ich auftauchen wollte, sah ich den Taucher, der sich diese Panzer ansah. Das Bild ist ziemlich cool – von hinten aufgenommen, wie er sie beobachtet. Ich hatte die Sonne im Rücken, was für schönes Licht gesorgt hat.“

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Links/oben: Sonnenuntergang mit Tauchern im Ras Mohammed Nationalpark, Ägypten. D850 + NIKKOR AF-S Fisheye 8-15mm f/3.5-4.5E ED, 12 mm, f/5.6, 1/60 s, ISO 200. Rechts/unten: Walknochen, Grönland – Gewinnerbild Unterwasserfotograf des Jahres (2024) Z9 + NIKKOR AF-S Fisheye 8-15mm f/3.5-4.5E ED, 15 mm, f/4.5, 1/60 s, ISO 500, ©Alex Dawson
Tipp 6: Keinen Bild mehr verpassen mit dem Serienbildmodus

Ob beim Freitauchen, bei Minusgraden oder beim Fotografieren in der Goldenen Stunde – Zeit ist immer wichtig. Deshalb schwört Alex auf den Serienbildmodus von Nikon. „Ich fotografiere nicht mit 20 Bildern pro Sekunde, das wären zu viele Daten“, sagt er. „Ich nehme meistens 5 fps. Ich kriege immer noch die Bilder, die ich brauche, und verpasse keinen Moment mehr. Aber in einer kalten Umgebung, wo ich weiß, dass die Tauchzeit maximal 15 Minuten beträgt, würde ich vielleicht 10 Bilder pro Sekunde einstellen, um meine Chancen auf die perfekte Aufnahme zu erhöhen.“

Sonnenuntergang mit Tauchern

„Es sieht vielleicht wie zwei Bilder aus, aber diese einzelne Aufnahme (oben) wurde bei Sonnenuntergang im Ras-Muhammad-Nationalpark auf der Sinai-Halbinsel in Ägypten fotografiert. Der Himmel war einfach magisch. Ich habe den Himmel etwas unterbelichtet, und einer meiner Freunde hat eine 3000-Lumen-Lampe gehalten, um die Taucher, die direkt unter der Oberfläche Dekompression machten, etwas besser zu beleuchten – sonst wäre es unter Wasser total dunkel gewesen.“

Alex Dawsons Kameratasche

Kameras:

Unterwasser-Objektive:

Unterwassergehäuse:

Lampen:

  • Bigblue Tauchlampen (Handlampe für Taucher und 6 x 65.000 Lumen starke Lampen entfesselt von der Kamera)

Sonstige Ausstattung:

  • Trockentauchanzüge und dicke Unterwäsche für Tauchgänge in kaltem Wasser
  • Unterwasserscooter (bei manchen Tauchgängen verwendet)

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