9 Makro-Stile für Food-Fotos und wie man sie umsetzt

Um eure Food-Makros auf das nächste Level zu bringen, experimentiert mit Beleuchtung, Blende und Komposition, rät Food-Fotografin und Stylistin Anna Janecka
Essen abzubilden hat etwas unwiderstehlich Faszinierendes. Als Food- und Produktfotografin, Food-Stylistin und Köchin habe ich einen schlichten, eleganten Stil mit natürlicher Ästhetik entwickelt. Ob für große Werbeplakate von Cypressa oder Veröffentlichungen in Food-Magazinen wie Ocado Life, Delicious und 91 Magazine – in meiner viereinhalbjährigen beruflichen Laufbahn habe ich mit vielen Marken aus dem Food-Bereich gearbeitet. Hier stelle ich euch neun Bildstile vor, mit denen ihr frischen Wind in eure Makrofotografie bringt.
Wichtige Grundlagen, bevor ihr loslegt
Bevor ihr anfangt, solltet ihr euch ein paar Fragen stellen:
- Was macht euer Thema interessant?
- Welche Farben ziehen euren Blick an?
- In welchem Licht wirkt euer Motiv am schönsten?
- Wie sieht die Struktur aus und welche Details wollt ihr hervorheben?
Wenn ihr zum Beispiel Kräuter fotografiert, zeigt die Rückseite der Blätter oft feinere Strukturen als die Vorderseite. Wenn ihr euch auf die Textur von Zutaten wie Körnern oder Gewürzen konzentriert, könnt ihr deren komplexe Details hervorheben. Das verleiht ihnen Tiefe.
Die Checkliste
Wenn ich Essen fotografiere, achte ich auf einige wichtige Faktoren:
- Aufgrund der Nähe des Motivs verwende ich oft Blenden von f/16 oder höher, um den gesamten Bildausschnitt scharf abzubilden.
- Weil bei solch kleinen Blenden weniger Licht auf den Sensor fällt, positioniere ich mich so nah wie möglich an der Lichtquelle, um die geringere Belichtung auszugleichen.
- Ich verwende ein Stativ, um Kamera-Verwacklungen zu vermeiden und eine genaue Schärfeebene zu gewährleisten (mein Manfrotto 190 für normale Fotos und einen C-Stand für Flat Lays). Und ich fotografiere mit Tethering, um eine optimale Schärfe in meinen Bildern zu erzielen.


1. Natürliches und künstliches Licht
Um neue Perspektiven zu entdecken und mehr Struktur und Farbtiefe sichtbar zu machen, experimentiert mit verschiedenen Lichtquellen und -winkeln – so gewinnt euer Bild an Tiefe und Dimension. Probiert unterschiedliche Kamerapositionen und Bildstimmungen aus, um die Schönheit von Essen mit beeindruckender Klarheit und Lebendigkeit einzufangen.
Ob ihr nun einen hellen, luftigen Look, ein stimmungsvolles Foto, weiche oder harte Schatten, eine Frontalaufnahme oder Flat-Lay-Komposition anstrebt – mit natürlichem oder künstlichem Licht könnt ihr immer euren gewünschten Effekt erzielen. Ich arbeite lieber mit künstlichem Licht (die Blitzgeräte Godox SL-60W und Godox AD300 Pro sind meine bevorzugte Ausrüstung), weil ich es besser kontrollieren kann als natürliches Licht.
2. Seitenlicht
Seitenlicht, mit der Lichtquelle seitlich vom Motiv, erzeugt deutliche Schatten und Lichtakzente. Für Seitenlicht positioniert ihr eure Lichtquelle seitlich neben eurem Motiv und richtet sie leicht schräg aus. Passt die Leuchtintensität an und ändert das Licht bei Bedarf mit Diffusoren oder Reflektoren. Testet verschiedene Varianten, bis Schatten und Lichter eure Bildkomposition optimal unterstützen. Ob mit natürlichem oder künstlichem Licht – achtet darauf, dass eure Lichtführung die Strukturen hervorhebt.


3. Gesprenkeltes Licht
Gesprenkeltes Licht sind kleine Lichtflecken, die durch Objekte gefiltert werden und so Muster und Schatten erzeugen. Es verleiht Fotos oft einen natürlichen, organischen Look – wie in den Bildern oben. Wichtig ist dabei die Balance zwischen Licht und Schatten. Das Essen sollte weiterhin im Mittelpunkt stehen, während das gesprenkelte Licht eine künstlerische Note hinzufügt. Auf den Fotos oben erzeugt das Blatt einen solchen Lichteffekt. Hier könnt ihr auch einen Blick hinter die Kulissen werfen.
4. Gegenlicht
Bei der Arbeit mit Gegenlicht wird die Lichtquelle hinter dem Motiv positioniert, sodass das Essen von hinten beleuchtet wird. Stellt euch das Zifferblatt einer Uhr vor. Eure Kamera sollte in einem 45-Grad-Winkel auf 6 Uhr und das Licht auf 12 Uhr ausgerichtet sein. So entsteht ein sanfter, leuchtender Effekt an den Rändern des Motivs, der Form und Kontur betont. Durch Hinterleuchtung kann auch ein durchscheinender Effekt erzielt werden, insbesondere bei Getränken. Sie vermittelt ein Gefühl von Frische.

Flat-Lay-Komposition. D750 + AF-S NIKKOR 50mm f/1.8G, 50 mm, 1/40 s, f/5.6, ISO 125, © Anna Janecka
5. Flat Lay
Beim Flat Lay werden kleine Objekte sinnvoll auf einer ebenen Fläche angeordnet und von oben fotografiert. So lassen sich Details schön herausarbeiten und verschiedene Bildelemente sauber präsentieren – ideal für Food-Szenen.
Eine gut komponierte Szene wirkt immer ansprechender. Welches Raster oder welche Methode ihr wählt, ist nebensächlich – entscheidend ist, dass die Komposition funktioniert. Beim Fotografieren könnt ihr verschiedene Kompositionen ausprobieren.
Die Drittelregel ist ein bewährtes Kompositionsprinzip: Teilt euer Bild in neun gleich große Rechtecke – mit zwei vertikalen und zwei horizontalen Linien im gleichen Abstand. Idealerweise platziert ihr euer Hauptmotiv auf einem dieser Drittel – also an einem der vier Kreuzungspunkte der Linien.
Das goldene Dreieck ist eine weitere kraftvolle Komposition. Zieht gedanklich eine Diagonale durch euer Bild – von einer Ecke zur gegenüberliegenden – und dann zwei Linien von den verbleibenden Ecken im rechten Winkel zur Diagonalen. Die Hauptmotive sollten dort liegen, wo sich die Linien treffen.
Wenn ich mehrere Objekte im Bild habe, dann sollte es eine ungerade Zahl von Objekten sein. Außerdem verwende ich oft auch negativen Raum, wo ein leerer Bereich im Bild das Wichtigste hervorhebt und die Aufmerksamkeit auf die Details dieser Speise lenkt. Diese Technik eignet sich am besten für minimalistische Kompositionen.
Wenn ihr frontal fotografiert, entsteht ein klarer, direkter Blick auf euer Motiv – ohne visuelle Ablenkung. Dieser Ansatz ist besonders effektiv, um bestimmte Details oder Texturen im Essen hervorzuheben – für eine aufgeräumte, minimalistische Ästhetik.


6. Hell und luftig
Ein heller, luftiger Stil vermittelt Frische und Offenheit. Sanftes Licht und lebendige Farben lassen das Gericht besonders einladend wirken – wie in den beiden Fotos oben. Dieser Ansatz ist ideal für fröhliche und einladende Bilder mit einer positiven Stimmung. Um eine helle, luftige Atmosphäre zu schaffen, verwendet weiches, diffuses Licht und helle Hintergründe. Wählt dazu Requisiten und Bildausschnitte, die Leichtigkeit ausstrahlen. Probiert High-Key-Lichttechniken aus und vermeidet harte Schatten. High-Key-Beleuchtung nutzt mehrere Lichtquellen oder diffuses Licht, um das Motiv gleichmäßig auszuleuchten – für einen sauberen, weichen Look mit wenig Kontrast.


7. Dunkel und stimmungsvoll
Um den Bildern Dramatik und Tiefe zu verleihen (wie oben), verwendet tiefe Schatten und starke Kontraste – das schafft eine geheimnisvolle, edle Bildstimmung. Die Low-Key-Technik nutzt wenig Licht, um starke Schatten und Kontraste zu erzeugen. So werden gezielt Bildbereiche betont, während der Rest im Dunkeln bleibt. Wählt dunkle Hintergründe und Requisiten, um den Effekt noch zu verstärken.
8. Verwendet Bokeh für träumerische Bilder
Bokeh verleiht euren Bildern einen weichen, verträumten Look – mit sanften Lichtkreisen im unscharfen Hintergrund. Dadurch rückt das scharf gestellte Motiv noch stärker in den Fokus – wie im Bild oben rechts. Für das beste Ergebnis öffnet die Blende so weit wie möglich, geht nah ans Motiv heran und sorgt für ausreichend Abstand zum Hintergrund.
Euer Hintergrund sollte etwas Struktur haben. Im Bild oben wird das Licht von Bäumen im Garten reflektiert. Kleine Lücken, wie zwischen Bäumen, verstärken den Effekt zusätzlich.
Top-Tipp: Investiert in ein 50-mm-Objektiv, wie das NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 oder (wenn ihr DSLR-User:innen seid) das AF-S NIKKOR 50mm f/1.8 G. Mit seiner Naheinstellgrenze von 0,16 m ist das NIKKOR Z MC 50mm f/2.8 eine tolle Kombination aus klassischem 50er und Makroobjektiv – perfekt für detailreiche Aufnahmen mit 1:1-Bokeh-Effekt.

Große Tiefenschärfe. D750 + AF-S NIKKOR 105mm f/2.8 VR, 105 mm, 1/20 s, f/7.1, ISO 100, © Anna Janecka
9. Große Tiefenschärfe
Die Tiefenschärfe wird hauptsächlich durch die Blende, die Brennweite und die Entfernung zum Motiv beeinflusst.
Eine große Tiefenschärfe sorgt dafür, dass die gesamte Szene scharf bleibt, mit maximaler Klarheit und Detailreichtum. Besonders praktisch ist das bei der Darstellung feiner Strukturen und Texturen des Essens – das Bild wirkt gestochen scharf und sehr präzise.
Wie soll man sich nun entscheiden? Probiert Verschiedenes aus und findet euren eigenen Look – jeder Stil hat seine eigene visuelle Wirkung und gibt euch Raum für kreative Experimente und erzählerische Gestaltung.
Kameraeinstellungen für das Rhabarberbild: D750 + AF-S NIKKOR 105mm f/2.8 VR, 105 mm, 1/15 s, f/6.3, ISO 125, © Anna Janecka
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