Was ist ISO in der Fotografie?

Alles, was ihr über die Lichtempfindlichkeit des Sensors eurer Kamera wissen müsst
ISO gibt als Zahl an, wie lichtempfindlich der Sensor eurer Kamera ist. Je niedriger die Zahl, desto geringer die Empfindlichkeit – und umgekehrt. Es wird häufig empfohlen, die ISO-Empfindlichkeit bei 100 zu belassen, da eine zu hohe Einstellung ein körnig wirkendes digitales Rauschen bewirken kann.
Die ISO-Empfindlichkeit ist einer der drei entscheidenden Faktoren für eine gute Belichtung – zusammen bekannt als das „Belichtungsdreieck“. Die anderen beiden, Belichtungszeit und Blende, behandeln wir in eigenen Artikeln.
Hier geht es zunächst um ISO. Wie bei den beiden anderen Faktoren des Belichtungsdreiecks wird durch Ändern der ISO-Einstellung eurer Kamera das Foto entweder heller oder dunkler.
Eine kurze Geschichte der ISO und ihre Bedeutung
ISO-Nummern wurden erstmals von der Internationalen Organisation für Normung (International Organization for Standardization, ISO) erstellt. Hier werden Normen für alles festgelegt – von Autos bis hin zu medizinischen Geräten.
1974 wurden die bisherigen Standards ASA und DIN in die ISO-Norm übernommen. Heute steht ISO für den Standard sowohl bei digitalen als auch bei analogen Belichtungen – auch wenn man bei Film manchmal noch von ASA spricht.
In der Zeit der Kleinbild-SLRs bezog sich ISO auf die „Empfindlichkeit“ des Films – also darauf, wie schnell er auf Licht reagierte. Filme mit höherer ISO-Zahl waren lichtempfindlicher und brauchten weniger Licht, um ein Bild auf dem Filmstreifen zu erzeugen.
Bei heutigen Digitalkameras erhöht eine höhere ISO-Einstellung die Lichtempfindlichkeit des Sensors – so könnt ihr auch bei wenig Licht noch Bilder machen. Frühere Digitalkameras kamen mit hohen ISO-Werten kaum klar, ohne starkes digitales Rauschen zu erzeugen.
Moderne DSLRs und spiegellose Kameras kommen mit höheren ISO-Einstellungen viel besser zurecht. Trotzdem solltet ihr, wenn möglich, mit niedriger ISO fotografieren – auch wenn Rauschen heute seltener ein Bild komplett ruiniert.

Die gleiche Aufnahme mit unterschiedlichen ISO-Einstellungen. Von ISO 100 bei 1/2000 s und f/11 (oben links) bis 20 000 ISO bei 1/2000 s und f/11 (unten rechts).
ISO-Bereiche und andere Fachbegriffe
Jede Digitalkamera verfügt über eine bestimmte Anzahl von ISO-Werten, die ihr direkt einsetzen könnt. Das ist der „Standard-ISO-Bereich“. Früher lag er etwa bei 100 bis 1600, aber moderne Kameras können bis zu 36 000 oder mehr aufnehmen. Viele Einsteigerkameras haben einen ISO-Bereich von 100 bis 3200.
„Basis-ISO“ ist die niedrigste ISO-Einstellung, die eure Kamera hat. Bei der Nikon Z9, Z8 und Z7II ist es 64. Die Basis-ISO der Nikon Z6III, Z6II, Zf, Z5, Zfc, Z50 und Z30 beträgt 100. Einige Kameras haben Einstellungen, die niedriger sind. Diese werden normalerweise mit Bezeichnungen wie Lo 1, Lo 2 und Lo 3 versehen. Manche nutzen diese Einstellungen ungern, weil der Dynamikumfang (Details in Lichtern und Schatten) leidet – aber sie können in besonders hellen Umgebungen hilfreich sein.
Anpassung der ISO-Empfindlichkeit eurer Kamera
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die ISO-Empfindlichkeit eurer Kamera einzustellen. Im manuellen Modus dreht ihr einfach ein Wähl- oder Klickrad. Manchmal, wie bei meiner Nikon Z6II, müsst ihr eine Taste mit der Aufschrift „ISO“ drücken und dann das Klickrad drehen, um die Einstellung zu ändern.
Ihr könnt aber auch einen Kameramodus verwenden, bei dem die Kamera die ISO automatisch für euch anpasst. Bei Modi wie Automatik, ISO-Automatik oder Blendenpriorität (mit aktivierter ISO-Automatik) passt die Kamera eure ISO automatisch an, um eine gleichmäßige Belichtung zu erzielen. Gerade am Anfang helfen euch diese Modi, ein Gefühl für ISO zu bekommen – und wie sie die Helligkeit eures Fotos verändert, ohne dass ihr selbst etwas anpasst. Wenn ihr mit eurem Foto eine bestimmte Stimmung oder kreative Wirkung erzielen wollt, solltet ihr lernen, mehr Kontrolle zu übernehmen.
Bei einer dunklen und stimmungsvollen Belichtung muss beispielsweise der Großteil eures Bildes im Schatten liegen. Mit gezielten Lichtakzenten könnt ihr bestimmte Bereiche hervorheben. Im Automatikmodus funktioniert das nicht – die Kamera wird das Bild einfach aufhellen, um eine möglichst gleichmäßige Belichtung zu erzielen, ähnlich wie ein Smartphone bei Nachtaufnahmen
So funktioniert ISO
Wenn ihr euch mit dem Belichtungsdreieck befasst, werdet ihr schnell feststellen, dass jede Einstellung mit den beiden anderen in Wechselwirkung steht. Wer ISO anpasst, muss meist auch an Verschlusszeit oder Blende etwas ändern.
Wie ihr die ISO-Einstellung einsetzt, hängt von der Situation und dem Motiv ab, das ihr fotografiert. Bei hellem Sonnenlicht ist es sinnvoll, eine niedrigere ISO-Einstellung wie 100 zu verwenden: Bei viel Licht müsst ihr die Lichtempfindlichkeit eurer Kamera nicht erhöhen, um ein gutes Bild aufzunehmen. In Umgebungen mit wenig Licht braucht ihr Verstärkung, um eine angemessene Belichtung zu erzielen.
Schauen wir uns ein Beispiel aus der Praxis an.
Nehmen wir an, ihr fotografiert Sport oder Tiere. Ihr wollt Bewegungen einfrieren – dafür braucht ihr eine kurze Belichtungszeit. Aber je kürzer die Zeit, desto weniger Licht erreicht den Sensor – zum Beispiel bei 1/1000 Sekunde. Um trotzdem eine gute Belichtung zu erzielen, müsst ihr die ISO auch bei Tageslicht erhöhen, um die kurze Verschlusszeit auszugleichen.
Wenn euch das noch verwirrend vorkommt, macht euch keine Sorgen. Man muss nicht alles sofort verstehen. Die beste Art, fotografieren zu lernen, ist üben und in die Praxis umsetzen. Experimentiert mit der ISO-Einstellung eurer Kamera und fotografiert dasselbe Motiv mehrfach. Ihr werdet merken, wie stark sich allein durch die ISO etwas verändert.

Welche ISO-Einstellung solltet ihr verwenden?
Die kurze Antwort ist: Es kommt darauf an. Jede Situation ist anders, und es kann vorkommen, dass ihr die Einstellung in derselben Sitzung mehrmals ändern müsst. Hochzeitsfotograf:innen zum Beispiel nutzen draußen bei Tageslicht eher niedrige ISO-Werte und drinnen bei der Feier höhere.
Eine gute Faustregel: Bei hellem Licht eine niedrige ISO, bei wenig Licht eine höhere. Aber diese Regel lässt sich auch dehnen – oder ganz bewusst brechen.
Mit einem Stativ und niedriger ISO könnt ihr trotzdem gut belichten, weil ihr den Verschluss länger geöffnet lassen könnt, ohne Bewegungsunschärfe zu riskieren. Fotografieren bei wenig Licht mit hoher ISO kann Rauschen erzeugen – aber genau dieser Look kann auch gewünscht sein, etwa für einen filmischen Effekt. Es liegt ganz bei euch, was ihr mit eurem Bild ausdrücken möchtet.
Ihr müsst die Regeln kennen und verstehen, um sie bewusst zu brechen – also übt mit eurer Kamera, wie ISO funktioniert. Danach könnt ihr kreativ mit Belichtung umgehen und spannende Bilder gestalten – während ihr das gesamte Belichtungsdreieck meistert.
Mehr dazu im Kamera-Einmaleins
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