5 Tipps für tolle Nordlichtfotos

Mikko LagerstedtReisen und Landschaften04 Juli 20258 Minuten Lesezeit
For Nikon magazine

Mit diesen Tipps und Tricks vom preisgekrönten Landschafts- und Astrofotografen Mikko Lagerstedt seid ihr bestens für das diesjährige Himmelsspektakel gerüstet.

Die Nordlichter sind eins der beeindruckendsten Naturphänomene der Welt. Diese Momente sind unvorhersehbar, flüchtig und einfach magisch. Zum Einfangen ihrer Schönheit braucht es mehr als nur die richtigen Kameraeinstellungen. Man muss sich vorbereiten, Geduld haben und kreativ sein. Dies ist ein Leitfaden für alle, die mehr aus ihrer Aurora-Fotografie herausholen wollen. Von der Planung und der Suche nach einem geeigneten Ort bis hin zu fortgeschrittenen Kameraeinstellungen und der Nachbearbeitung: Wir stellen fünf Tipps vor, um aussagekräftige und umwerfende Bilder der Aurora Borealis aufzunehmen.

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Z7 + AF-S NIKKOR 14–24mm f/2.8G ED + Bajonettadapter, 14 mm, 15 s, f/2.8, ISO 3200, ©Mikko Lagerstedt

1. Vorbereitung ist alles

Das Fotografieren der Aurora beginnt lange bevor ihr den Auslöser drückt. Als Erstes muss man die Sonnenaktivität verstehen. Schaut euch den KP-Index an, der zeigt, wie stark die Erdmagnetaktivität ist. Sogar ein KP von 2 kann in nördlichen Breitengraden wie Finnland oder Norwegen ausreichen. Apps wie Aurora Forecast und My Aurora Forecast Pro bieten Benachrichtigungen, die genau auf euren GPS-Standort zugeschnitten sind.

Dieses Jahr ist ein besonders guter Zeitpunkt, um die Nordlichter zu fotografieren. Wir sind gerade auf dem Höhepunkt des Sonnenzyklus, dem sogenannten Sonnenmaximum. Das heißt, die Sonne ist aktiver und die Chancen für starke Polarlichter sind viel größer als sonst. Wenn ihr schon immer mal die Nordlichter fotografieren wolltet, ist 2025 eine der besten Gelegenheiten seit Jahren.

Als Nächstes behaltet das Wetter genau im Auge. Eine Wolkendecke kann eine große Chance schnell zunichte machen. Verwendet lokale Dienste wie Yr.no oder Windy, um die Bedingungen zu prüfen. Außerdem empfehle ich, vor der Abfahrt Satellitenbilder anzusehen. Wenn die Bedingungen auch nur ein bisschen vielversprechend sind, lohnt es sich meistens, loszufahren. Einige meiner ungewöhnlichsten Bilder habe ich bei schlechten Wetterbedingungen fotografiert, als sich schwache Polarlichter nur auf dem Kamerasensor abzeichneten.

Bereitet auch eure Ausrüstung rechtzeitig vor. Überprüft, ob die Akkus voll sind, die Speicherkarten leer und das Stativ richtig funktioniert. Packt warme Klamotten, Handwärmer und Stirnlampen mit Rotlichtmodus ein, damit ihr nachts gut sehen könnt.

Z7II + NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S. Links: 14 mm, 15 s, f/2.8, ISO 3200. Mitte: 14 mm, 15 s, f/2.8, ISO 1000. Rechts: 14 mm, 15 s, f/2.8, ISO 2000. ©Mikko Lagerstedt

2. Erkundet die Location tagsüber

Wenn ihr die Umgebung im Voraus kennt, könnt ihr bessere Kompositionen erstellen und Gefahren bei Nacht vermeiden. Ich suche normalerweise tagsüber nach geeigneten Orten. Ich halte Ausschau nach freien Blicken nach Norden und nach interessanten Elementen im Vordergrund – wie Bäume, Seen, Berge oder Hütten. Ein starker Vordergrund kann ein gutes Bild zu einem großartigen machen.

Verwendet Apps wie PhotoPills, um die Position von Mond und Sternen im Blick zu haben. Mondlicht kann die Landschaft beleuchten und für eine tolle Atmosphäre sorgen, besonders wenn die Aurora nur schwach zu sehen ist. Plant die Komposition so, dass die Polarlichter genug Platz haben, um über den Himmel zu tanzen. Vermeidet komplizierte oder unruhige Elemente im Vordergrund, es sei denn, sie erfüllen einen Zweck im Bild.

Macht euch Gedanken zum Aufbau der Komposition. Vorder-, Mittel- und Hintergrund verleihen Tiefe und Struktur. Weniger ist häufig mehr. Einfachheit gibt der Aurora mehr Raum zum Leuchten.

Links: D810 + AF-S NIKKOR 14-24mm f/2.8G ED, 14 mm, 30 s, f/2.8, ISO 6400. Mitte: Z7 + AF-S NIKKOR 14–24mm f/2.8G ED + Bajonettadapter, 14 mm, 15 s, f/2.8, ISO 3200. Rechts: Z8 + NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S, 14mm, 20 s, f/2.8, ISO 3200. ©Mikko Lagerstedt

3. Verwendet manuelle Einstellungen für die volle Kontrolle.

Die Kamera kann nicht vorhersagen, wie sich die Aurora verhält, daher sind manuelle Einstellungen wichtig. Das sind die Einstellungen, mit denen ich anfange:

  • Blende: f/1.2 bis f/2.8
  • Belichtungszeit: 2 bis 20 Sekunden
  • ISO: 1600 bis 6400
  • Fokus: Manueller Fokus mit Live-View, auf einen hellen Stern gezoomt
  • Weißabgleich: Manuell auf ca. 3500 Kelvin einstellen

Verwendet diesen Leitfaden als Ausgangspunkt. Wenn die Aurora sich schnell bewegt, verwendet kürzere Belichtungszeiten, um die Schärfe zu erhalten. Wenn sie langsam und schwach ist, verlängert die Belichtungszeit ein bisschen. Vermeidet zu lange Belichtungszeiten, da die Aurora sonst verschwimmen kann.

Manchmal unterbelichte ich ein bisschen, um Details in den Highlights zu behalten – vor allem wenn die Lichter sehr hell sind. Rauschen kann man nachträglich reduzieren, aber überbelichtete Polarlichter sind schwer wiederherzustellen. Fotografiert immer im RAW-Format, damit ihr alle Bearbeitungsmöglichkeiten offen habt.


Kleiner Tipp:
Wenn ihr eine zweite Kamera habt, könnt ihr sie Timelapse-Aufnahmen machen lassen, während ihr euch auf die Fotos konzentriert. Ich setze oft meine Zweitkamera, die Nikon Z7II, mit einem Weitwinkelobjektiv wie dem NIKKOR Z 20mm f/1.8 S auf ein Stativ, stelle den Intervalltimer ein und lasse sie die Bewegung der Aurora über einen längeren Zeitraum aufnehmen. Die Einstellungen sind unterschiedlich, aber für helle Polarlichter verwende ich ISO 1600, f/1.8, 6 s. So bekommt ihr dynamisches Material, während ihr euch voll und ganz auf eure Hauptkomposition konzentrieren könnt.

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D810 + AF-S NIKKOR 14-24mm f/2.8G ED. Links/oben: 14 mm, 15 s, f/2.8, ISO 2500. Rechts/unten: 14 mm, 30 s, f/2.8, ISO 6400. ©Mikko Lagerstedt
4. Die Stimmung mit Nachbearbeitung hervorheben

In der Nachbearbeitung wird das Bild schließlich lebendig. Mein Workflow beginnt in Lightroom. Zuerst passe ich den Kontrast und den Weißabgleich an. Dann mache ich mich an die Wiederherstellung der Highlights. Ich verwende oft die Tonwertkurve für leichte Kontraste und das HSL-Bedienfeld, um die Farben fein abzustimmen.

Die Regler für „Klarheit“ und „Dunst entfernen“ sind effektiv, sollten aber mit Bedacht verwendet werden. Zu viel davon kann die Aurora unnatürlich aussehen lassen. Ich nehme nur in den Schatten eine selektive Rauschunterdrückung vor und schärfe die Aurora manchmal leicht, um Details besser hervorzuheben.

Manchmal fotografiere ich mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen und füge sie dann in Photoshop zusammen. So kann ich sowohl die Belichtung der Aurora als auch die des Vordergrunds gut steuern. Ich verwende diese Methode nur, wenn es nötig ist, und versuche immer, das Ergebnis so natürlich wie möglich zu halten.

Color Grading rundet das Bild ab. Ich passe vielleicht den Ton und die Farben an, damit das Bild so aussieht, wie ich es vor Ort gesehen und empfunden habe. Jedes Szenario ist anders. Das eigene Gedächtnis ist oft besser als das Histogramm.

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Rechts/oben: Z8 + NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S, 14 mm: zwei Aufnahmen für maximale Detailschärfe ISO 8000, 14 mm, f/2.8, 250 s. (Unterwasser), ISO 4000, 14 mm, 10 s, f/2.8 (Himmel). Links/unten: D810 + AF-S NIKKOR 14-24mm f/2.8G ED, 14 mm, 25 s, f/2.8, ISO 2500, Vertorama zur Maximierung des Sehfelds. ©Mikko Lagerstedt
5. Verwendet zuverlässige Ausrüstung

Mit guter Ausrüstung läuft alles besser – es muss nicht immer das Neueste oder Teuerste sein. Das Wichtigste ist Zuverlässigkeit und gute Leistung bei wenig Licht. Das ist mein aktuelles Setup:

  • Nikon Z6III – großartiger Dynamikumfang und wenig Rauschen
  • NIKKOR Z 14-24mm f/2.8 S – lichtstarkes, scharfes Weitwinkelobjektiv
  • NIKKOR Z 20mm f/1.8 S – hervorragend für Astroaufnahmen
  • Robustes Stativ – unverzichtbar bei Wind oder Schnee
  • Zusätzliche Batterien – kaltes Wetter entlädt sie schnell
  • Objektivheizung oder Handwärmer – verhindern Beschlagen und Vereisen
  • Rotlicht-Stirnlampe – für bessere Nachtsicht

Optional kann man eine Powerbank, einen Fernauslöser und eine Ersatzspeicherkarte dazu nehmen. Ich nehme außerdem Snacks und warme Kleidung mit. Wenn ihr euch wohlfühlt, könnt ihr euch voll und ganz auf das Erlebnis und den kreativen Prozess konzentrieren.

Und dann genießt den Vorgang, wenn ihr draußen seid. Manchmal explodiert der Himmel in unbeschreiblichen Spektakeln, manchmal ist es ein Geduldsspiel und es passiert nicht viel. Das gehört dazu.

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