Heimische Wildtiere filmen mit Hannah Stitfall

BBC-Moderatorin Hannah Stitfall über Bildkomposition, Dreharbeiten an der Küste Cornwalls und das Verhalten von Tieren
„Für den Naturschutz ist es so bedeutend, die Geschichte jeder einzelnen Spezies zu erzählen. Egal ob groß oder klein“, schwärmt die Nikon Creatorin Hannah Stitfall. „Letzte Nacht flog ein Waldkauzweibchen direkt über meinen Kopf. Heute Morgen wurde ich vom Gesang einer Amsel auf meinem Fensterbrett geweckt. Was haben sie zu erzählen?“
Hannahs Karriere als Tierreporterin, Filmemacherin, Fotografin und Naturschützerin hat sie um die ganze Welt geführt – von Nordschweden im tiefsten Winter („Es ist wie eine Szene aus Narnia, Babe“, erzählt sie im Nikon Magazin) bis hin zur Rauheit Sambias und überall dazwischen. „Aber die britische Tierwelt ist mein tägliches Brot“, erklärt die Moderatorin von BBC Earth, BBC The OneShow und der Wildlife-Sendung BBC Springwatch. „Wir dürfen nicht verpassen, was vor unserer Haustür liegt. Alles, was ich zu Hause filme, ist in einem Umkreis von fünf Kilometern von meinem Wohnort in Cornwall. Ich fahre nämlich kein Auto. Ich will Leute für die heimische Tierwelt begeistern, damit sie sich für den Naturschutz interessieren und sich dafür einsetzen. Ich hab das große Glück, überall auf der Welt gearbeitet zu haben. Meine fünf besten Erlebnisse mit Wildtieren hatte ich jedoch in Cornwall – tief in einem Dachs- oder Fuchsbau. Das sind Momente, die einem im Gedächtnis bleiben und für Gänsehaut sorgen.“
Wie filmt man also zu Hause, um eine tolle Story zu erzählen?
Das steckt in der Kameratasche
Alles steht und fällt mit der Vorbereitung
„Das Verhalten der Tiere zu verstehen, ist super wichtig für gute Bilder“, sagt Hannah. „Man muss wissen, wo die Tiere zu finden sind und wann sie am aktivsten sind. Im Januar habe ich 15 Kamerafallen aufgestellt, damit ich sie im Frühling beobachten kann – ich weiß, dass die meisten Füchse jeden Abend um 20 Uhr rauskommen. Dann muss man sich überlegen: „Wie werden sie sich in das Bild hinein bewegen? Was fressen sie? Paaren sie sich? Haben sie Junge? Welches Verhalten möchte man fotografieren? Verbringt Zeit mit eurem Motiv, lernt seine Rufe – hört ihr seinen Warnruf? Ein Paarungsruf? Ein Revierruf? Was machen sie wohl als Nächstes? Ich filme gerade 15 Dachse und weiß, dass sie alle unterschiedliche Persönlichkeiten haben!“
Ausrüstung packen
„Zu Hause bin ich immer zu Fuß unterwegs“, sagt Hannah. „Um das Gewicht gering zu halten, habe ich nur das Nötigste dabei: meine Z9, das NIKKOR Z 180-600mm f/5.6-6.3 VR (mein leichtes Zoomobjektiv), und meine neuestes Errungenschaft, das NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S. Die Blende f/2.8 gibt mir etwas mehr Möglichkeiten in der Dämmerung, wenn wegend des schwachen Lichts die Aufnahmen sonst verrauschen würde. Außerdem kommt das Reisestativ von Vanguard mit, das die Kamera gut hält. Aber meistens filme ich aus der Hand.“
Tipps vom Profi: Einsteiger:innen sollten wegen der variablen Brennweite mit einem Zoomobjektiv anfangen. Ihr habt eine DX-Kamera? Probiert das NIKKOR Z DX 50-250mm f/4.5-6.3 VR (entspricht 75 bis 375 mm Vollformat) oder das NIKKOR Z 24-200mm f/4-6.3 VR für eine Brennweite von 36 bis 300 mm im Vollformat. Weitere Infos zum DX-Crop-Faktor findet ihr hier. Unterdessen bietet das NIKKOR Z 100-400mm f/4.5-5.6 VR S extra viel Brennweite bis 400 mm (entspricht 600 m bei DX). Vergesst nicht, dass ihr auch einen Telekonverter nutzen könnt, um die Brennweite zu verdoppeln.
Beherrscht eure Kamera-Einstellungen
Hannahs Einstellungen variieren je nach Situation, aber diese können als Grundlage verwendet werden:
Bildrate und Auflösung: 4K und 120 Bilder pro Sekunde. „Mit 120 Bildern pro Sekunde kann ich in der Nachbearbeitung die Zeit verlangsamen und coole Zeitlupen-Effekte hinbekommen. Wenn ich mit 120 Bildern pro Sekunde filme, kann ich zwischen Kino- und Zeitlupenmodus wählen und habe mehr Flexibilität. Oft poste ich beide Versionen auf Instagram. Doppelt so viel Output ohne Mehraufwand!“
Belichtungszeit: „Meistens 1/240 (damit es zu 120 Bildern pro Sekunde passt), je nachdem, wie das Licht ist, welches Tier ich fotografiere und was ich erreichen will.“
Fokussiermodus: „AF-F für permanenten Autofokus.“
Weißabgleich: „Tageslicht oder Schatten – ich will es so natürlich wie möglich halten!“
ISO: „Ich versuche immer, so niedrig wie möglich zu bleiben, um Bildrauschen zu reduzieren!“
Den eigenen Stil finden
Wie würde Hannah ihren Stil beschreiben? „Fesselnd. Ich möchte, dass die Betrachtenden das Gefühl haben, mitten im Geschehen zu sein. Viele meiner Follower:innen haben nicht denselben Zugang zur Tierwelt wie ich. Deshalb überlege ich mir immer, wie ich den Leuten das Gefühl geben kann, mit mir zusammen dort zu sein. Deshalb fange ich meine Videos oft mit mir und meiner Kamera an, dann kommt das eigentliche Video vom Tier. Ich wünsche mir, dass die Menschen mehr Momente mit Wildtieren erleben. Dann würden sie sich in sie verlieben, anstatt sie töten zu wollen.“
Das bedeutet auch, dass Hannah sich beim Bearbeiten eher zurückhält. „Ich hasse es, zu bearbeiten!“ Lacht sie. „Ich bin so eine Perfektionistin. Obwohl ich das Schneiden während meines Masterstudiums in Wildlife-Film gelernt habe, bevorzuge ich die Farben direkt aus der Kamera. Color Grading und LUTs bremsen meinen Workflow – zumal meine Aufnahmen oft sehr spontan und ungeschliffen sind. Meist bin ich im Tarnanzug unterwegs, werde von Mücken zerstochen, mittendrin in der Wildnis.
Probieren geht über Studieren
„Fangt einfach an“, rät Hannah. „Lernt einfach in der Praxis. Ich bin nicht so der Technikfreak. Ich weiß einfach, was funktioniert, wenn ich draußen unterwegs bin. Es gibt so viele Wildtiere direkt vor unserer Haustür – so kann man sein Handwerk wirklich lernen, kann ihr Verhalten studieren und herausfinden, was gut aussieht. Probiert viel aus. Schaut euch an, was gut aussieht und was nicht. Bleibt konsequent und versucht, drei- bis viermal pro Woche etwas in den sozialen Medien zu posten, um euer Portfolio aufzubauen.“
Hier könnt ihr die neuesten Abenteuer von Hannah Stitfall verfolgen.
Mehr Wildlife und Natur
Ausgewählte Produkte
Willkommen in der spiegellosen Zukunft
Welche spiegellose Kamera von Nikon ist die richtige für mich? Alle Details von der Z9 bis zur Z30

Für noch mehr Kreativität