In Bedeutung gehüllt: Wie Alia Ali Fotografien zu Geschichten verbindet

Alia AliVisual Art Photography28 Aug. 20258 Minuten Lesezeit
Nikon magazine - Alia Ali weaves photography into stories

Ob Stoffwahl oder Lichtführung: Alia Ali verrät, wie sie traumartige Bildwelten kreiert, die Geschichten erzählen, die weit über das eigentliche Bild hinausgehen

„Stoff ist nicht nur ein Material, sondern eine Sprache“, sagt Alia Ali, eine jemenitisch-bosnische Multimediakünstlerin. Ihre beeindruckenden Installationen verwandeln farbenprächtige Textilien in vielschichtige Geschichten. In ihrem Werk fügen sich anonyme Figuren, die von Kopf bis Fuß in bunte Stoffe gehüllt sind, oft nahtlos in passende Kulissen ein. In anderen Werken stehen sie in spannendem Kontrast zu kontrastierenden Stoffen. Die Ergebnisse sind sowohl visuell fesselnd als auch symbolträchtig – skulpturale Traumlandschaften, die Identität, Vertreibung und kulturelle Wahrnehmung erforschen.

Umhüllt von Bedeutung

Alia wurde in Österreich geboren und wuchs in sieben Ländern auf. Ihre globale Perspektive hat ihre eindrucksvollen Serien geprägt, die ihre Wurzeln im jemenitischen Futurismus haben. Wie bei allen ihren Projekten verwendet sie Stoff nicht wegen seiner auffälligen Schönheit, sondern wegen seiner Geschichte und seiner Bedeutung als etwas, das verbinden oder trennen, verbergen oder enthüllen kann. „Ich bin umgeben von Farben und Mustern aufgewachsen. Im Jemen lebte ich in der Altstadt, die aussah, als wäre sie aus Lebkuchen gemacht, voller Geometrie und schöner organischer Texturen. Unser Haus war auch sehr vielfältig, von den Buntglasfenstern über die gemusterten Teppiche bis hin zu den Porzellantellern“, erklärt Alia, als sie über die Entstehung ihrer Arbeit spricht. „Im Jemen kauft man auch keine Kleidung von der Stange. Man geht auf den Textilmarkt, wählt seine Stoffe aus und der Schneider setzt den Entwurf in die Tat um. Ich habe Stoff immer als eine Sprache gesehen. Er kann einem so viel darüber verraten, wo man sich befindet.“

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Alia Ali

AmbassadorMulti-media Artist and Fine Art Photographer

Das steckt in der Kameratasche

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In Madrugada posieren zwei Figuren wie Geschwister in einem traumartigen Familienporträt, das in Mondlicht getaucht und von nächtlichen Blüten umgeben ist. Es erinnert an die Übergangszeit zwischen Mitternacht und Morgengrauen, wenn Muster verschwimmen, das Licht sich verschiebt und die ungesehene Welt beginnt, sich zu offenbaren. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 22 mm, f/14, 1/200 s, ISO 250, © Alia Ali

Alia verweist auf den bunt gemusterten Afrikanischen Waxprint aus Baumwolle, der weithin mit westafrikanischer Identität assoziiert wird, aber in Europa in Massenproduktion hergestellt wird. Er dient als Beispiel dafür, dass Textilien eine tiefere politische Bedeutung haben können, die mit der Geschichte von Aneignung, Migration, kulturellem Austausch und Kolonialismus verwoben ist. „Dieser Stoff ist sehr politisch in Bezug auf die Gegend, wo er sich angeeignet wurde. Die Geschichten müssen mit der Politik der Fotografie und der Sprache, die sie umgibt, in Einklang gebracht werden. Wie inszeniert man ein Foto, anstatt nur eines zu machen? Was ist die Bedeutung des Stoffs? Das sind die Dinge, die in Einklang gebracht werden müssen.“

Alia lebt heute in New Orleans, Paris, Marrakesch und Jaipur. Sie ist nicht nur Nikon-Ambassador, sondern auch Jameel Art Fellow am V&A. Ihre Arbeiten wurden in einer Reihe von renommierten Institutionen wie dem British Museum und der Princeton University ausgestellt. Obwohl ihre Installationen auch Video und Skulpturen beinhalten, sagt sie, dass ihr die Fotografie zuerst eine Stimme gab. „Da meine Eltern Linguisten sind, bin ich mit sieben Sprachen aufgewachsen. Aber die umfassendste Sprache, die ich gefunden habe, ist die Fotografie“, beschreibt sie. „Gesprochene Sprache ist geprägt von Manipulationen und Fehlübersetzungen, von Nuancen im Tonfall und kulturellen Unterschieden. Aber Bilder, selbst konstruierte, bieten eine Art Ehrlichkeit. Die Fotografie ist zu meiner Tastatur geworden. Sie ist meine Art zu kommunizieren. Das Bild wird zur Quelle und zur Geschichte zugleich, mit einer eigenen Grammatik und Syntax.“

Von der Konzeption zur Kreation

Alias kreativer Prozess begann schon Jahre vor dem Einsatz ihrer Nikon Z9. Er begann mit der Beschaffung, dem Entwurf oder der Kommissionierung von politisch und kulturell bedeutsamen Textilien bei Kunsthandwerkern auf der ganzen Welt. Die verwandelt sie in Kleidungsstücke, die ihre Modelle (oder „Sitters“, wie Alia sie nennt) vollständig einhüllen. Alia kleidet auch den Hintergrund der Porträtierten mit Stoff aus und stellt ihn um das fertige Werk herum als Teil der physischen Installation aus. Das Ergebnis ist eine sorgfältig konstruierte Komposition, die ein nahtloses, immersives visuelles Feld schafft. „Das Bild wird zu einem Portal, zu einer Tür“, findet Alia. „Ich möchte, dass die Menschen das Gefühl haben, in das Bild hineingehen zu können.“

Anstatt statische Porträts zu fotografieren, nutzt Alia schnelle Verschlusszeiten und die hohe Auflösung ihrer Nikon Z9, um die eindrucksvollsten Momente ihrer „Sitters“ in Bewegung einzufangen. „Bei meiner früheren Arbeit mit einer anderen Kamera war der Prozess eigentlich sehr kontrolliert. Ich musste sagen: ,Stopp, nicht bewegen‘, und das Bild aufnehmen, während der Kameraprozessor aufholte. Aber bei der Nikon Z9 ist der Prozessor wahnsinnig schnell. So kann ich meinen Sitters die Freiheit geben, sich zu bewegen. Auch kann ich so viele Bilder machen, wie ich will, denn die Verschlusszeit ist unglaublich schnell. Keine Unschärfe, nur Bewegung. Ich habe ein hervorragendes Objektiv und eine phänomenale Kamera, die beide zu einer Verlängerung meiner Hand geworden sind.“

Mit dem Hochgeschwindigkeitsmodus mit 60 Bildern pro Sekunde hat die Technologie laut Alia auch das Erlebnis für die Porträtierten verändert. „Wenn man sich vorstellt, dass sie unter all diesem Stoff stecken. Das ist nicht immer angenehm, es kann sich auch erdrückend anfühlen. Früher dauerten die Sessions so viel länger. Ich musste den Stoff für die Pausen abnehmen, und wenn wir wieder anfingen, konnte ich die gleiche Falte nie wieder genauso hinbekommen wie zuvor. Aber mit der Z9 ist der Prozess so viel effizienter, schneller und weniger aufwendig. Er ist schöner, und die Bilder, die ich am Ende auswähle, sind immer die, die eine Bewegung zeigen. Sie singen.“

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In ihrer Serie MASAI MARA sind Alias Porträtierte vollständig in farbenfrohe Stoffe gehüllt, die auf die Geschichte von Migration, Kolonialismus und Identität aufmerksam machen. Jeder Druck ist auf Aluminium-Dibond aufgezogen und wurde von der Künstlerin mit Shuka-Decken aus Kenia handgerahmt. UV-geschütztes, mattes Papier verleiht der vielschichtigen visuellen Erzählung Tiefe. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 70 mm, f/9, 1/160 s, ISO 100, © Alia Ali

Mit ihrem 45,7-Megapixel-Vollformatsensor bietet die Z9 Alia die nötige Auflösung, um ihre Bilder auf Lebensgröße zu skalieren, ohne dabei an Schärfe zu verlieren. Das ist unerlässlich, wenn jeder Stich, jeder Faden und jeder Schatten Teil der Geschichte ist. „Früher habe ich immer eher kleine Bilder gemacht, aber seit dieser Kamera mache ich sie riesig“, sagt sie. „Wenn man ganz nah vor dem Bild steht, möchte ich, dass man jeden Faden sehen kann und seine Qualität.“ Und da Details entscheidend sind, wenn es darum geht, die Textilien in ihren Installationen nahtlos mit dem Foto in Einklang zu bringen, vertraut Alia auf das Objektiv NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, um die erforderliche Schärfe zu erzielen. „Es gibt mir eine erstaunliche Tiefenschärfe, mit der ich alle Details auf einmal erfassen kann“, erklärt sie. „Man kann buchstäblich jedes Detail sehen, ob gut oder schlecht! Man sieht jeden einzelnen Faden, selbst den kleinsten Fussel. Manchmal entscheide ich mich dafür, ihn im Bild zu lassen, weil er die Realität zeigt. Man sieht einen echten Stoff, der einen echten Menschen umhüllt.“

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Versicolor Frequencies, Chromatic Crests und Installation aus usbekischem Ikat-Stoff mit Polsterung der Künstlerin, Flow-Serie, von Alia Ali. Galerie Peter Sillem, Frankfurt, Deutschland. 2023. Mit freundlicher Genehmigung der Galerie Peter Sillem

Während viele Porträtfotograf:innen Festbrennweitenobjektive wegen ihrer Schärfe und Motivisolierung präferieren, bevorzugt Alia die Flexibilität eines Objektivs mit 24 bis 70 mm, mit dem sie intuitiv auf die sich ständig verändernde Dynamik ihrer Sets reagieren kann. „Ich betrachte das Ganze fast wie eine Aufführung“, sagt sie. „Man muss die gesamte Bühne fotografieren. Ich weiß nie, wohin sich die Porträtierten bewegen werden oder wohin ich mich im Verhältnis zu ihnen bewege. Also muss ich den gesamten Raum abdecken können. In gewisser Weise ist er eher eine Landschaft. Und wenn ich später ein näheres Porträt brauche, kann ich es beschneiden, weil ich bereits alle Informationen habe. Ich finde es ziemlich einschränkend, wenn Leute sagen: ,Ich mache Porträts‘, als ob man nur die eine Sache machen dürfte. Früher habe ich oft ein Weitwinkelobjektiv verwendet – nicht wegen des Effekts, sondern weil ich mehr aufnehmen wollte, um die ganze Szene zu würdigen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich das jetzt noch tun muss. Ich kann dem Raum selbst mehr gerecht werden.“

Als Alia anfing, bevorzugte sie natürliches Licht. Heute jedoch zieht sie die Präzision einer kontrollierten Studioumgebung vor, in der maßgeschneiderte Beleuchtungseinstellungen es ihr ermöglichen, jedes Detail zu gestalten, von Schatten über Farbe bis hin zu Textur. „Natürliches Licht ist wunderschön. Es ist mir jedoch wichtig geworden, die Beleuchtung vollständig zu kontrollieren. Deshalb arbeite ich in einem Studio – einem verdunkelten Raum mit riesigen Lampen, wo ich jeden Aspekt des Lichts steuern kann“, erklärt sie. „Es sind breite Lichter mit Filtern, die eine weiche, gleichmäßige Qualität erzeugen. Diese Gleichmäßigkeit ist fantastisch. Ich verwende aber auch manchmal Raster und gerichtete Beleuchtung, hauptsächlich, um den Hintergrund zu formen.“

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Revolt, Teil der POPPY-Reihe, erforscht die Auslöschung von Kultur in Kriegsgebieten und das übersehene Trauma derjenigen, die in den Krieg geschickt werden. Das auf UV-geschütztes, mattes Papier gedruckte und auf Aluminium-Dibond aufgezogene Werk ist in handgepolsterten Musselin und Baumwolle gerahmt – Materialien, die die Zerbrechlichkeit und Verletzlichkeit der Themen widerspiegeln. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 46 mm, f/11, 1/60 s, ISO 100, © Alia Ali

Bewusst gedruckt

Nach der Aufnahme und Verarbeitung der Bilder arbeitet Alia mit einem Pariser Druckspezialisten zusammen, um die Farben des endgültigen Drucks sorgfältig an den Originalstoff anzupassen und so die visuelle und thematische Konsistenz zu gewährleisten. „Wenn ich drucke, möchte ich, dass die Leute den Faden, die eigentliche Faser, sehen“, sagt sie. „Außerdem schicke ich dem Fachmann sowohl das Bild als auch ein Stoffmuster, und gemeinsam stimmen wir die Farben genau ab. Wir drucken nicht nur einmal, wir drucken so oft, bis es exakt stimmt. Danach wird es mit UV-Schutz laminiert und gerahmt. Später polstere ich die Installation mit demselben Stoff. An diesem Punkt beginnt die Arbeit, sich von etwas Fotografischem in etwas Skulpturales zu verwandeln.

„Insgesamt kann der gesamte Prozess ein Jahr, sieben Jahre oder sogar ein Leben lang dauern. Die Leute gehen oft davon aus, dass ich ein ganzes Team hinter mir habe. Ich glaube, sie sind überrascht, wenn sie erfahren, dass ich in der Regel selbst hinter jeder Phase stehe. Ich bin die Ideengeberin, manchmal die Stoffdesignerin, die Fotografin, gelegentlich die Porträtierte, und manchmal übernehme ich sogar das Polstern.“

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In ihrer SHREDS-Serie verwebt Alia Streifen aus bedrucktem Papier zu einem skulpturalen Gewebe, das mit Wahrnehmung, Erinnerung und Bedeutung spielt. Mit einer indonesischen Webtechnik, die aus Abfallmaterialien Neues entstehen lässt, macht sie aus weggeworfenem Text etwas Greifbares und Sinnvolles. In ihrer Serie erscheinen die Buchstaben aus der Dunkelheit – wie Bruchstücke längst vergessener Wahrheiten Das fertige Werk ist auf Aluminium in einer maßgefertigten schwarzen Schattenbox gezogen und hinter UV-beständigem, nicht reflektierendem Museumsglas gerahmt. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 44 mm, f/11, 1/125 s, ISO 100, © Alia Ali

Alias Tipps zum Einfangen der Welt durch Strukturen und Farben
  1. „Beobachtet zuerst. Überstürzt die Aufnahme nicht. Nehmt die Szene in Ruhe in euch auf, die Strukturen, die Farben, die Bewegung. Fragt euch: ‚Was passiert hier eigentlich?‘“
  2. „Wenn ihr etwas Strukturiertes fotografiert, geht nah an die Details heran und tretet dann zurück, um das Gesamtbild zu sehen. Dieses Vor und Zurück ist es, was ein Bild lebendig macht. Ihr wollt die Betrachter:innen wortwörtlich in Bewegung bringen. In Ausstellungen möchte ich, dass die Betrachter:innen um das Werk herumgehen. Diese körperliche Bewegung lädt zur emotionalen Reflexion aus verschiedenen Blickwinkeln ein.“
  3. „Bei der Arbeit mit Farben ist die Beleuchtung das A und O. Ich habe früher in New Mexico gelebt. Da ist das natürliche Licht sehr rosa und wunderschön, wirkt sich aber auf die Farbe aus. In kontrollierten Umgebungen, in denen ihr das Licht steuert, könnt ihr die Farben erzielen, die ihr euch vorgestellt habt.“
  4. „Fotografiert in RAW und erfasst so viele Bildinformationen wie möglich. Ihr könnt später immer noch entscheiden, wie ihr es interpretiert. Aber verschafft euch im Vorfeld diese Klarheit und Bandbreite.“
  5. „Ein starkes Bild verweilt mit einem, wie Don McCullins Porträts des Krieges. Es geht nicht nur um das, was man sieht, sondern auch um das, was man fühlt. Wenn ihr Menschen fotografiert, insbesondere dort, wo Kameras als aufdringlich empfunden werden, bietet ihnen zuerst die Kamera an und lasst sie ein Bild von euch machen. Dieser Austausch schafft etwas Ehrlicheres, etwas Gemeinsames, und dadurch erhält man authentischere Bilder.“
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In Java, einem Teil der BATIK-Serie, werden in der traditionellen indonesischen Textilkunst mithilfe von Wachs und Farbstoffen komplizierte Muster auf den Stoff aufgebracht. Batikstoffe werden verwendet, um das Motiv zu verdecken, und verwandeln das Porträt in eine Studie über kulturelle Überlagerungen und visuelle Sprache. Das Bild ist ein Pigmentdruck auf französischem Canson-Baryta-Mattpapier, aufgezogen auf Aluminium mit Antireflex-UV-Schutz und aufbewahrt in einer handgefertigten Schattenbox aus Thuya-Holz mit Blattgoldeinlage. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 44 mm, f/11, 1/125 s, ISO 200, © Alia Ali

Eintauchen in Alias Kunst

Dieses Bild ist Teil der CHROMA-Serie von Alia Ali und untersucht, wie wir die Grenze zwischen Realität und digitaler Identität verwischen. Befinden wir uns innerhalb des Bildes oder davor? Sind wir frei oder gefesselt? Mit Farbe, Stoff und Präzision wurde diese Serie zu einer sorgfältigen Choreographie von Licht und Balance.

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CHROMA-Serie. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 41 mm, f/11, 1/80 s, ISO 1600, MADI (Mehrkanal-Audioschnittstelle), © Alia Ali

„Die CHROMA-Serie erforscht die Idee, was unser Avatar ist, was unsere Realität ist, draußen und drinnen, hinter und vor den Bildschirmen“, beschreibt Alia. „An welchem Punkt kommen wir da raus? Und wann werden wir ein Teil davon? Stecken wir dazwischen fest? Sind wir ein Teil dieser Schranken? Werden wir davon eingeschränkt? Das Interessante an dieser Fotosession ist, dass ich den Stoff habe weben lassen und auch die Farben ausgewählt habe. Doch übernahm der Stoff diesmal ausnahmsweise nicht die Führung. Das Kuriose ist: Sobald man eine Farbe so zeigt und neben eine andere setzt, wirkt sie ganz anders. Sie verändert sich – je nachdem, welche Farbe man daneben platziert. Außerdem mussten wir genau messen, sodass die Streifen exakt aufeinander ausgerichtet waren. Wir mussten nivellieren, um sicherzustellen, dass alles richtig ausgerichtet ist. Auch hier kam der schnellere Verschluss der Z9 ins Spiel, weil ich mich bewege und die porträtierte Person versucht, sich nicht zu bewegen, aber sie bewegt sich trotzdem. Und wir mussten die Beleuchtung absolut perfekt hinbekommen, weil ich so viel Schatten wie möglich entfernen wollte. Dieses Foto war also besonders schwierig. Es war einfach ein ganz anderer Tanz. Es war ein völlig anderer Prozess. Und das war aufregend.“

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Glitzch, GLITZCH-Serie. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 60 mm, f/11, 1/160 s, ISO 100, © Alia Ali

Dieses Bild fängt einen absichtlichen „Glitch“ ein – eine malerische Unschärfe, bei dem ein scharf gestellter Fokus und Weichheit aufeinandertreffen. Der Hintergrund ist kristallklar. Der Stoff der porträtierten Person ist jedoch leicht aus dem Fokus. So entsteht eine wunderschöne, präzise Verzerrung. Sie war einfach zu verlockend, um sie zu korrigieren.

„Dieses Bild ist der Grund, warum ich diese Serie GLITZCH genannt habe“, verrät Alia. „Denn wenn man genau hinsieht, ist der Hintergrund im Fokus, der obere Teil des Stoffes der porträtierten Person jedoch nicht. Wenn das kleine unscharfe Stück vor einem absolut scharfen Hintergrund steht, entsteht eine Unschärfe, die sehr malerisch wirkt. Die Unschärfe ist so präzise, dass wir beschlossen haben, sie beizubehalten.“

Eröffnungsbild: Die GLITZCH-Serie erforscht die Spannungen zwischen unserem physischen und digitalen Selbst. In „Tandem“ erscheinen die beiden Figuren als gespiegelte Doppelgänger, die sich unterscheiden und doch miteinander verbunden sind. Das spiegelt laut Alia die verschwimmenden Grenzen zwischen Physischem und Digitalem wider. Z9 + NIKKOR Z 24-70mm f/2.8 S, 44 mm, f/10, 1/160 s, ISO 100, © Alia Ali

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