Auf den Punkt gebracht: 10 Tricks für schnellere Edits mit weniger Aufwand

Dom Salmon Videografie03 Dez. 20258 Minuten Lesezeit
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Verstärkt euer Video-Storytelling mit dynamischen Schwenks, cleveren Schnitten und mit Tricks, die euer Publikum in Atem halten.

Im Video geht es beim Tempo nicht nur darum, wie schnell sich die Handlung entwickelt, sondern auch darum, wie das Publikum sie wahrnimmt. Warum scheinen zweistündige Filme wie Jaws (Der weiße Hai) oder The Raid nur eine halbe Stunde zu dauern? Weil ihre Regisseure die Handlung meisterhaft vorantreiben. Ganz gleich, ob ihr einen rasanten Extremsportfilm, ein stilvolles Interview oder einen dramatischen Kurzfilm dreht: Wenn ihr eurem Filmmaterial Momentum verleiht, kann das den entscheidenden Unterschied ausmachen.

In diesem Guide untersuchen wir filmische Techniken wie Whip-Pan, Jump-Cut, Dolly-Zoom und mehr – einschließlich ihrer Einrichtung und Verwendung. Wenn sie bewusst eingesetzt werden, verbessern sie euer Storytelling und fesseln das Publikum mit einem Schuss visuellem Adrenalin.

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1. Whip-Pan: Extrem schneller Schwenk So schnell ihr könnt

Ein Whip-Pan (auch Swish-Pan) ist ein Film-Effekt, bei dem die Kamera extrem schnell schwenkt, um eine Bewegungsunschärfe zu erzeugen und so einen Übergang zwischen zwei Szenen zu schaffen. Er ist perfekt für dynamische Übergänge, um Überraschungen zu enthüllen oder eine nahtlose Kamerabewegung über verschiedene Orte hinweg zu simulieren. Ihr könnt ihn auch verwenden, um eine Bearbeitung von einem Setup zum anderen zu verbergen.

Einrichtung

  • Manuelle Ausführung: Verwendet einen beweglichen Stativkopf oder einen Gimbal. Schwenkt schnell in eine Richtung und haltet abrupt an. Um zu einer zweiten Einstellung überzugehen, schwenkt in derselben Richtung und mit derselben Geschwindigkeit in diesen Bildausschnitt hinein.
  • Bewegung abstimmen: Das Geheimnis liegt im Schnitt. Schneidet bei der Bearbeitung die Aufnahmen an der Unschärfestelle und fügt bei Bedarf eine Überblendung ein. Mit einem dezenten Swoosh-Soundeffekt könnt ihr die Wirkung noch verstärken.
  • Gleichmäßige Ausleuchtung: Um Kontinuität zu gewährleisten, versucht, die Belichtung und die Lichtrichtung in beiden Szenen anzupassen.

Wann verwenden?

Whip-Pans sind ideal für Actionsequenzen, Zeitsprünge, komödiantische Enthüllungen oder um schnelle Ortswechsel zu simulieren. Übermäßig verwendet wird der Whip-Pan schnell zur Effekthascherei – aber zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt, hat er eine echte stilistische Wirkung.

Im Film: Scott Pilgrim vs. The World (Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt) (2010)

Der britische Regisseur Edgar Wright ist der moderne Meister des Whip-Pan. In Scott Pilgrim werden Whip-Pans nicht nur eingesetzt, um Dynamik zu erzeugen, sondern auch, um Schwung zwischen Witzen, Szenen und sogar Dimensionen zu erzeugen. Achtet darauf, wie die Kamera in den Musik-Kampfsequenzen oder bei den Übergängen zwischen den Räumen hin und her huscht – das ist eine bewegte Bildsprache, mit der Wright die Geschichte vorantreibt.

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Scott Pilgrim vs. The World (Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt) (2010)

Seht euch diese Szene von Edgar Wright an, in der er alle Register zieht und damit voll ins Schwarze trifft.

2. Jump-Cuts: Durchbrecht das Raster, um die Dinge zackig zu halten

Jump-Cuts sind absichtliche Unterbrechungen in Zeit und Raum, bei denen zwischen zwei ähnlichen Aufnahmen geschnitten wird, in denen sich das Motiv deutlich bewegt hat – ohne Überblendung. Bei richtiger Anwendung bringen sie Schwung in die Szene und erzeugen Dringlichkeit oder stilistische Spannung. Richtig eingesetzt, können sie das Publikum wirklich in Atem halten.

Einrichtung

  • Statische Kamera: Eine fixierte Einstellung filmen, beispielsweise eine Person, die spricht oder eine Handlung ausführt.
  • Eine lange Einstellung filmen: Überlasst die Dinge ihrem natürlichen Lauf.
  • Selektiv bearbeiten: In der Nachbearbeitung das Filmmaterial zerhacken, Pausen herausschneiden, Satzenden abschneiden usw. Die Veränderung der Position (oder der Körpersprache), die diese Bearbeitung offenbart, ist das, was den „Jump“ erzeugt.
  • Ihr könnt dieselbe Szene auch zweimal filmen und zwischen den beiden sehr subtil unterschiedlichen Takes hin- und herspringen.
  • Wenn eure Kamera über eine hohe Auflösung verfügt, beispielsweise 8K oder 6K (wie die Z8 oder die Z6III), könnt ihr diese Flexibilität nutzen, um das Bild mit dem Schnitt zu vergrößern. So holt ihr das Publikum näher an das Geschehen heran, was (absichtlich) sehr verwirrend sein kann.

Wann verwenden?

Es scheint ein wenig statisch? Befürchtet ihr, dass euer Publikum gelangweilt wird? Rüttelt es mit einem Jump-Cut auf, um ein wenig Spannung zu erzeugen.

Im Film: À bout de souffle (Außer Atem) (1960)

Im Kino: Jean-Luc Godards französischer New-Wave-Klassiker hat den modernen Jump-Cut quasi erfunden. Wenn Michel im Auto fährt und redet, setzt Godard harte Schnitte innerhalb derselben Einstellung. Das bricht zwar die Kontinuität, verleiht der Szene aber einen rauen, poetischen Rhythmus.

Influencer-Stil: Vlogger und YouTuber verwenden häufig auch Jump-Cuts, um die Dynamik aufrechtzuerhalten, wodurch das Publikum stark eingebunden wird. Holt euch die Likes!

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À bout de souffle (Außer Atem) (1960)

Jean-Luc Godard hält alle mit seinen schnellen Schnitten auf Trab

3. Dolly-Zoom: Absolut verwirrend

Auch bekannt als Vertigo-Effekt (nach dem Hitchcock-Film), erzeugt ein Dolly-Zoom ein surreales Gefühl der räumlichen Verzerrung, indem die Kamera beim Heranzoomen physisch nach hinten fährt – oder umgekehrt. Das Motiv bleibt gleich groß, während sich der Hintergrund um es herum verändert und verzerrt.

Einrichtung

  • Notwendige Ausrüstung: Ein Zoomobjektiv und ein Slider/Dolly.
  • Bewegungssteuerung: Bewegt die Kamera ruhig, während ihr mit derselben Geschwindigkeit in die entgegengesetzte Richtung hinein- oder herauszoomt.
  • Timing üben: Möglicherweise sind mehrere Takes erforderlich, um die richtige Synchronisation zwischen Bewegung und Zoom zu erzielen. Auf jeden Fall sogar. Es ist eine echte Kunst, daher ist die Antwort wie immer: Üben, üben, üben.

Wann verwenden?

Emotionale oder psychologische Momente – Schock, Erkenntnis, Angst. Es ist filmisches Gold, wenn man visuell zeigen möchte, dass die Welt einer Figur zusammenbricht oder sich verändert.

Im Film: Jaws (Der weiße Hai) (1975)

Der Erfinder der Dolly-Zoom-Aufnahme: Chief Brody sieht am Strand etwas, das er für einen Haiangriff hält, und die Welt hinter ihm verschwindet, während er wie angewurzelt stehen bleibt. Steven Spielberg nutzte diese Technik, um innere Panik und Erkenntnis auszudrücken, und schuf damit einen zeitlosen Filmklassiker. Der Dolly-Zoom ist auch der raffinierte Trick in Severance, mit dessen Hilfe deutlich wird, wann sich ein Charakter von einem „Inny“ zu einem „Outy“ wandelt.

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Jaws (Der weiße Hai) (1975)

Unübertroffen!

4. Match-Cuts: Visuelle Reime erstellen

Match-Cuts sind nahtlose Übergänge zwischen zwei ähnlichen Formen, Bewegungen oder Bildern. Stellt euch eine Person vor, die in die Luft springt – und ihr schneidet zu einem Ball, der im selben Bogen durch den Himmel fliegt. Das erzeugt einen visuellen Fluss und unterstützt eure Bearbeitung mit unsichtbarer Geometrie.

Einrichtung

  • Aufnahmen planen: Sucht nach Formen, Aktionen oder Objekten, die sich gegenseitig widerspiegeln.
  • Präziser Bildausschnitt: Filmt mit der Absicht, genau diesen Ausschnitt zu schneiden. Seht euch das Filmmaterial am Set noch einmal an – stimmen Bildausschnitt und Tempo? Ihr wollt nicht zurückkommen müssen, um es noch einmal zu machen!
  • Verwendet Speed Ramps (Beschleunigung oder Verlangsamung des Filmmaterials) oder Masken: Damit könnt ihr unterschiedliches Filmmaterial flüssiger miteinander verbinden.

Wann verwenden?

Kreatives Storytelling, thematische Symbolik und raffinierte Übergänge in Musikvideos oder Markenfilmen.

Im Film: 2001: A Space Odyssey (Odyssee im Weltraum) (1968)

Ein weiteres Beispiel, schon im Voraus an den Schnittraum zu denken, ist der „Bone-to-Satellite-Cut“, einer der kultigsten Schnitte der Filmgeschichte. Nachdem ein prähistorischer Affe einen Knochen in die Luft wirft, schneidet Stanley Kubrick zu einem Satelliten, der durch den Weltraum fällt – und deckt damit Millionen von Jahren Geschichte in einem einzigen Schnitt ab!

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2001: A Space Odyssey (Odyssee im Weltraum) (1968)

Sprung in die Zukunft mit Stanley Kubrik

5. Smash-Cuts: Stimmungswechsel

Ein Smash-Cut versetzt das Publikum von einem Gefühlszustand in einen anderen: von Ruhe zu Chaos, von leise zu laut. Es geht um Kontrast und Überraschung. Euer Publikum schläft garantiert nicht ein, wenn ihr eines dieser Elemente aus eurem Bearbeitungsarsenal hervorholt.

Einrichtung

  • Kontrastelemente: Stellt zwei gegensätzliche Szenen nebeneinander – zum Beispiel einen meditativen, friedlichen Moment, der durch einen Schuss oder einen Schrei unterbrochen wird.
  • Sound bewusst einsetzen: Stille macht den Smash-Cut noch kraftvoller.

Wann verwenden?

Großartig, um den Rhythmus oder die Dynamik des Films zu verändern. Selbst in euren Vlogs: Wechselt von einer friedlichen Szene am Strand bei Sonnenuntergang zu einer Fahrt mit einem Jetski bei voller Geschwindigkeit. Einfach cool!

Im Film: Trainspotting (1996)

Danny Boyle setzt gekonnt Smash-Cuts ein: Zum Beispiel der abrupte Sprung von Renton in eine ekelerregende Toilette, zum plötzlichen Auftauchen in traumhaft klarem Wasser – ein großartiger Cut, um das Publikum zu überraschen.

6. L-Cuts und J-Cuts: Nahtlose Audioübergänge sorgen für einen flüssigen Ablauf

Nicht nur visuelle Elemente machen eure Edits flüssig. Bei einem L-Cut wird der Ton der ersten Szene über den Anfang der zweiten Szene hinweg fortgesetzt. Bei einem J-Cut beginnt der Ton der nächsten Szene vor dem Bild. Diese sind subtil, aber äußerst wirksam für den Erzählfluss und die Aufrechterhaltung der Energie zwischen den Szenen.

Einrichtung

  • Verwendet J-Cuts, um vor dem Schnitt in eine neue Umgebung oder einen Dialog überzuleiten.
  • Verwendet L-Cuts, um einer gerade zu Ende gegangenen Szene emotionale Resonanz zu verleihen oder ihr Raum zum Atmen zu geben.

Das sind unsichtbare Schnitttechniken, die einen Film professionell wirken lassen – auch wenn niemand bewusst wahrnimmt, dass sie zum Einsatz kommen. Der Film Noir machte die Überlagerung von Voiceover-Kommentaren zu einer Kunstform, um die dramatische Spannung aufrechtzuerhalten, während sich die Szene entfaltet.

Wann verwenden?

Es ist eine großartige Möglichkeit, Szenen in den Köpfen des Publikums miteinander zu verbinden, indem man entweder mit Audio beim letzten Bild verweilt oder die kommende Szene andeutet.

Im Film: The Social Network (2010)

David Finchers Schnitte sind voller J- und L-Cuts, die Dialoge und Stimmung zwischen den Szenen transportieren. Die Ruder-Sequenz schneidet visuell zu Harvard, aber die Musik und der Ton gehen ineinander über und halten die Spannung aufrecht.

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The Social Network (2010)

Trotz des enormen Ortswechsels (von Henley nach Harvard) verläuft dank des Tons alles nahtlos.

7. Machen wir eine Zeitreise: Filmmaterial schneller (oder langsamer) machen

Das Ändern der Geschwindigkeit mitten in einer Aufnahme kann sich erheblich auf das Tempo auswirken. Zeitlupe kann einen Moment hervorheben, während eine Beschleunigung bis zum Schnellvorlauf echte Dynamik erzeugt.

Einrichtung

  • Hohe Bildrate aufnehmen: 60 fps oder mehr geben euch Spielraum.
  • Geschwindigkeitskurven in der Nachbearbeitung verwenden: Mithilfe von Anwendungen wie Final Cut Pro, Premiere Pro oder DaVinci Resolve könnt ihr die Bildrate über die Zeit mit angepassten Geschwindigkeitsdiagrammen ändern. Apple Motion ist dafür hervorragend geeignet.
  • Im Rhythmus verankern: Mit Musik synchronisierte Speed Ramps sind unglaublich effektiv. Denkt nur an das Geräusch beim Turmspringen, das beim Eintauchen ins Wasser plötzlich langsamer wird.

Wann verwenden?

Es hilft dem Publikum, sich auf Schlüsselmomente zu konzentrieren. Beispielsweise auf einen Schwertschlag, wenn die Handlung vorbeirauscht. Es ist auch eine Möglichkeit, NICHT zu schneiden: Die Dynamik entsteht, indem ein Take zeitlich elastisch wird, ohne zu schneiden.

Im Film: 300 (2006)

Zack Snyder nutzt Speed Ramps, um jeden Schwertschwung und jeden Speerwurf zu betonen. Beobachtet die persischen Kampfszenen: Die Action beschleunigt und verlangsamt sich dynamisch und schafft so Rhythmus und Hyperrealismus. Es ist verwirrend und zieht das Publikum völlig in das Chaos der Schlacht hinein.

8. Snap-Zooms und digitale Push-ins

Schnelle Zooms (optisch oder digital) können Dringlichkeit oder Dramatik simulieren. Ein digitaler Push-in bei der Postproduktion, insbesondere bei 4K-Filmmaterial, kann für zusätzliche Betonung sorgen, ohne dass ein Zoomobjektiv erforderlich ist, genau wie wir es bei unseren Jump-Cuts untersucht haben.

Einrichtung

  • Snap-Zooms: Verwendet ein Zoom-Objektiv und zoomt manuell während der Aufnahme schnell. Ideal für komödiantische Akzente oder Action.
  • Digitale Punch-ins: Skaliert eure Aufnahme in der Nachbearbeitung (nicht mehr als 110 bis 120 %, um Qualitätsverluste zu vermeiden).

Wann verwenden?

Mockumentarys, Musikvideos oder Produktvorstellungen.

Im Film: The Office (US-Serie)

Diese Mockumentary-Serie nutzt schnelle Zooms für komödiantisches Timing und um Reaktionen einzufangen. Denkt an Jims wissende Blicke in die Kamera, wenn er die „vierte Wand“ durchbricht – diese schnellen Zooms unterstreichen die Peinlichkeit oder Absurdität des Moments.

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The Office (Das Büro)

Der Snap-Zoom hat sich zu einer eigenständigen Funktion entwickelt …

9. Crash-Zoom-Übergänge

Zoomübergänge simulieren das Ein- und Auszoomen der Kamera über Szenen hinweg, wobei in der Regel Unschärfe oder Bewegungsspuren verwendet werden, um den Schnitt zu verbergen.

Einrichtung

  • In-Kamera-Zoom oder digital: Nehmt entweder mit Zoomobjektiven auf oder simuliert den Zoom mit Bearbeitungswerkzeugen, indem ihr den zusätzlichen Spielraum der 6K/8K-Auflösung nutzt, um später damit zu arbeiten. Doch Vorsicht! Die Dateien sind sehr groß!
  • Bewegungsunschärfe hinzufügen: Das kann den Übergang wirklich überzeugend machen.
  • Synchronisieren mit Musik oder Bewegung: In Kombination mit einem Sound oder Effekt ist es zehnmal effektiver. Auch hier wird eine dramatische und unnatürliche Bearbeitung als das Original „verkauft“.

Wann verwenden?

Ein enorm dynamischer Effekt, um Action und Blickwinkel voranzutreiben, das Publikum in die Kampfszene zu ziehen, mit einem einzigen Schnitt zwischen Universen zu springen, das Publikum nicht auf die Folter zu spannen, sondern es mitzureißen.

Im Film: Everything Everywhere All At Once (2022)

Die Regisseure The Daniels (Kwan und Scheinert) setzen Crash-Zooms und schnelle Übergänge brillant ein, um die Geschichte und das Publikum durch das Sammelsurium verschiedener Universen dieses Films zu führen. Die Szenen folgen mit atemberaubender Energie aufeinander, und Zoomübergänge (oft digital optimiert) verstärken die surreale und chaotische Handlung.

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Everything Everywhere All At Once

Was dem Film an Budget fehlte, macht er durch Energie und Erfindungsreichtum wett – und der Crash-Zoom ist der Schlüssel zu seinem Dimensionssprung-Chaos.

10. Überblendungen, Übergänge und Glitch-Effekte

Klassische Übergänge haben immer noch ihre Berechtigung – vor allem, wenn sie stilisiert werden. Überblendungen eignen sich hervorragend für emotionale Stimmungen, während Wipe-Übergänge oder Glitch-Effekte ausgezeichnet für futuristische oder raue Ästhetik sind.

Nehmt niemals einfach einen Standardübergang in eurer Bearbeitung. Mit einem guten Plug-in für Übergänge könnt ihr sie perfekt für euer Filmmaterial anpassen. DataMosh beispielsweise ist ein großartiges Glitch-Plug-in von Motion VFX für extrem glitchige digitale Mashups. Wie immer sind die besten Presets die in eurer Bibliothek.

So funktioniert’s:

Moderne Bearbeitungs-Plug-ins bieten eine Vielzahl moderner Glitch-Effekte wie digitales Rauschen und Wipe-Übergänge. Ich bin ein großer Fan von analogen 16-mm-Effekten wie Filmbrand und Lichtlecks.

Wann verwenden?

Wipe-Übergänge sind ziemlich old-school, sodass sie einer Szene echten Retro-Charakter verleihen können. Film-Glitches verleihen Edits eine großartige analoge Textur, und digitale Breakups geben modernen Filmen einen futuristischen Look.

Die Überblendung ist die erste Wahl für sanfte Übergänge zwischen den Szenen.

Im Film: Star Wars (Krieg der Sterne) (1977)

George Lucas verwendet in Star Wars spezielle Überblendungen und Übergänge, um zwischen Planeten und Handlungssträngen zu wechseln. Die Vintage-Ästhetik, die im Kontrast zum eindrucksvollen Sprung in die Zukunft des ersten Films stand, verlieh dem ersten Star Wars-Film einen cineastischen und epischen Charakter. Sie übernahmen auch Elemente aus klassischen Science-Fiction-Serien wie Flash Gordon, wodurch sie vertraut und zeitlos wirkten. Sie sind Teil der visuellen Identität der Star Wars-Produktionen geworden und sind auch fast ein halbes Jahrhundert später noch in der aktuellen Fernsehserie präsent.

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Star Wars (Krieg der Sterne)

Wipe-Übergänge in Star Wars

In der Praxis

Ein energiegeladener Schnitt entsteht nicht nur durch schnelle Cuts und auffällige Effekte. Es ist ein Zusammenspiel aus Rhythmus, Intention und Kontrolle.

Stellt es euch wie Musik vor: Momente der Spannung und Entspannung, Tempowechsel und emotionale Crescendi machen einen großartigen Song so unvergesslich.

Wenn ihr also euren nächsten Dreh plant, überlegt euch schon während der Dreharbeiten, wie ihr das Material bearbeiten wollt. Jede Bewegung, die ihr einfangt – sei es ein Whip-Pan, ein Jump-Cut oder ein Dolly-Zoom – sollte zugunsten der Szene die Stimmung unterstreichen.

Das Beste daran ist, dass es so viel Spaß macht! Wenn ihr eine Bewegung, einen Zoom oder einen Übergang geplant und am Set aufgenommen habt, könnt ihr es kaum erwarten, alles im Schnittraum zusammenzufügen.

Natürlich kann es passieren, dass ihr es übertreibt – manche Ideen werden nicht so umgesetzt, wie ihr es geplant habt, andere bleiben auf der Strecke – aber lasst euch davon nicht entmutigen. Nehmt die Energie mit und versetzt diese Emotion in Bewegung.

Hinter den Kulissen mit der Nikon Z5II

Die Ausrüstung hinter den Kulissen

Um die oben genannten hochkarätigen Moves zu meistern, machen die richtigen Accessoires einen riesigen Unterschied. Hier ist eine kleine Liste von Add-ons, die eure Arbeit in flüssige, filmreife Magie verwandeln können.

1. Beweglicher Stativkopf

Ermöglicht butterweiches Schwenken und Neigen ohne ruckartige Stopps.

Perfekt für: Whip-Pans, sanfte Neigungen, Match-Cuts.

2. Gimbal

Stabilisiert Filmmaterial aus der Hand für Gehaufnahmen, Orbit-Bewegungen oder Dolly-Tracking. Eine der großartigsten Erfindungen für Solo-Videofilmer:innen überhaupt, denn zuvor gab es nur die Steadicam, die Tausende kostete und schreckliche Rückenschmerzen bereitete!

Perfekt für: Speed Ramps, Dolly-Ersatz, Parallaxeneffekte. Mittendrin im Geschehen.

3. Motorisierte Gleiter und Schienen

Ermöglichen wiederholbare und präzise Nachführ- oder Push/Pull-Bewegungen.

Perfekt für: Dolly-Zooms, Produktaufnahmen, High-End-Parallaxen-Enthüllungen.

4. Zoomobjektive mit hervorragender Steuerung

Ermöglichen das Ausführen von Echtzeit-Zooms, z. B. Snap-Zooms oder Dolly-Zooms.

Perfekt für: Vertigo-Effekt, Crash-Zooms, schnelles Reframing.

Diese Effekte lassen sich mit manuellen Zooms erzielen. Alternativ könnt ihr auch das neue Power-Zoom NIKKOR Z 28-135mm f/4 PZ mit elf Zoomgeschwindigkeiten ausprobieren.

5. ND-Filter

Reguliert die Belichtung bei hellem Licht, sodass ihr auch im Freien mit großer Blendenöffnung und geringer Tiefenschärfe filmen könnt.

Perfekt für: Stilisierte Zeitlupe und cineastisches Bokeh, das bei Bewegung großartig aussieht.

6. Audiorecorder + Lavaliermikrofon

Achtet darauf, dass euer Sound kristallklar ist – auch wenn das Bildmaterial chaotisch ist.

Perfekt für: L- und J-Cuts, dynamische Außenaufnahmen, Talking-Head-Sequenzen mit Bewegung.

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Mit drahtlosen Mikrofonen kann sich eure Figur frei bewegen und mit ihrer Umgebung interagieren. In der Vineria del Carmine macht Mattia eine Weinverkostung. Gute In-Ear- oder geschlossene Kopfhörer helfen, beim Filmen unerwünschte Geräusche zu erkennen. ©Dom Salmon

Endschnitt: Creator:in mit zwei Hüten

Gute Edits beginnen schon vor dem Drücken der Aufnahmetaste. Plant ihr einen Whip-Pan-Übergang? Filmt von beiden Enden. Möchtet ihr Speed Ramps einsetzen? Filmt mit hoher Bildrate. Braucht ihr einen Dolly-Zoom? Bringt das richtige Equipment mit.

Große Regisseur:innen haben den Schnitt bereits im Kopf und manövrieren sich mit ihrem Filmmaterial niemals in eine Sackgasse.

Behaltet also die Regie-Kappe auf, aber vergesst nicht, in Klammern auch „Cutter:in“ hinzuzufügen – denn jede Bewegung ist eine Entscheidung. Wenn ihr diese Entscheidungen bewusst trefft, sind eure Edits mehr als nur Schnitte – sie werden zu einer Choreografie.

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